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Bild - Verband Bildungsmedien eV

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isschen politisch en vogue, die Schulen, wenn man was tun<br />

will, mit immer noch mehr Computern zu bestücken. Die sind<br />

dort sicher auch gut investiert, aber sie stellen ganz sicher keinen<br />

Ersatz für <strong>Bild</strong>ungspolitik dar.<br />

„Mein zweiter und zentraler Einwand ist, dass der Begriff des Lernens viel wichtiger ist als<br />

der Begriff des Wissens. Was Schule heute vermitteln muss, ist, das Lernen zu lernen, damit<br />

die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie sie sich Wissen aneignen, wie sie damit umgehen,<br />

wie sie Neues in ihr Vorwissen einbauen können.“<br />

muss ein Kind heute lernen, mit Medien umzugehen. Das ist ein<br />

schlichtes Faktum. Also müssen wir Kindern die Kompetenz an<br />

die Hand geben. Genauso, wie man früher gelernt hat, mit<br />

einem Bleistift zu schreiben und diesen vorher anzuspitzen,<br />

muss man heute lernen, mit dem Computer umzugehen. Und<br />

man muss auch lernen, damit umzugehen, wie man damit<br />

umgeht: was man sich anschaut, wie lange man sich etwas<br />

anschaut. Dabei ist mir ganz wichtig, dass natürlich auch noch<br />

Erfahrungen außerhalb der Schule und außerhalb des Computerund<br />

Fernsehgerätes stattfinden. Das heißt: Es ist toll, wenn<br />

man weiß, wie man im Computer Wasser simuliert, aber ich<br />

muss auch noch wissen, wie sich Wasser anfühlt. Beides ist<br />

wichtig. Das verlangt nach einem sehr guten Zeitmanagement.<br />

Denn wir dürfen das Leben unserer Kinder nicht mit jeder<br />

neuen Erfindung vollpacken und von ihnen zugleich verlangen,<br />

dass sie das Bisherige aber auch noch leisten. Wir müssen sehr<br />

gut aufpassen, wofür unsere Kinder ihre Zeit aufwenden. Im<br />

Moment ist die Tendenz statistisch gesehen so, dass jedenfalls<br />

die Jungen viel zu viel Zeit vor dem Fernseher und vor dem<br />

Computer verbringen. Das geht u. a. auf Kosten der Lesezeit,<br />

der Lektüre von Büchern, Zeitschriften usw.<br />

Es gibt ja die Ansicht, dass man den Fernseher ganz verbannen<br />

und den Computer erst möglichst spät zulassen sollte, das sei<br />

für die Kinder sehr viel besser. Das ist zunächst einmal eine<br />

Frage der Pragmatik. Wenn die Kinder in solchen Fällen nicht zu<br />

Hause, sondern beim Nachbarn fernsehen, hat man noch weniger<br />

Kontrolle darüber, als wenn man den Fernseher selber<br />

zulässt. Meiner Auffassung nach lernt man Medienkompetenz<br />

nicht dadurch, dass man den Kontakt mit dem Medium unterbindet.<br />

Ich befürchte, dass dies eher zum Gegenteil führt. Man<br />

muss sich nur den Alkoholkonsum der College-Studenten in den<br />

USA angucken, für die ein striktes Alkoholverbot bis 16 oder 17<br />

herrscht. Fakt ist, dass sie mehr trinken als unsere 18-Jährigen.<br />

Es ist notwendig, eine Kompetenz zu erwerben, und dies funktioniert<br />

nur im Umgang mit dem Medium. Wir haben gerade<br />

von Herrn Aufenanger gehört, dass wir uns nicht als die von<br />

den Medien Getriebenen fühlen sollten, sondern diese einsetzen<br />

sollten, wo sie sinnvoll sind. Nicht alles, was neu ist, muss<br />

auch sofort eingesetzt werden. Das bedeutet etwa für den Kindergarten,<br />

dass dort durchaus ein Computer herumstehen darf,<br />

die Kinder sollten keine Angst davor haben, sie sollen darauf<br />

rumklicken können, aber sie sollten noch im Sandkasten spielen<br />

und nicht die ganze Zeit am Computer rumtippen. Es ist ein<br />

Um noch einmal auf die Frage <strong>Bild</strong>ung oder Wissen zurückzukommen:<br />

Wissen gibt es schon bei Weitem genug. Das Problem<br />

ist die Zuverlässigkeit des Wissens. Einer der Nachteile der<br />

neuen Medien – Wikipedia ist ja nur ein Beispiel – ist die mangelnde<br />

Zuverlässigkeit des Wissens. An der Encyclopedia Britannica<br />

haben 20 Nobelpreisträger mitgeschrieben, das ist bei Wikipedia<br />

einfach nicht der Fall. Unser Ziel muss es aber sein, in Bezug<br />

auf Wissen eine gewisse Zuverlässigkeit herzustellen. Diese Problematik<br />

macht es auch für die Kinder schwieriger, sich zu<br />

orientieren, weil zu viel Wissen mit einem Klick zur Verfügung<br />

steht. Doch dagegen will ich gar nicht polemisieren. Folgender<br />

Hinweis soll genügen: Ein Gehirn ist ein regelsuchendes System,<br />

und in einem Wust von Informationen, die bei der Suche<br />

im Internet unsortiert daherkommen, wird nach oben gespült,<br />

was alle zufällig als Erstes anklicken. Es gibt nicht immer stringente<br />

Kriterien dafür, warum etwas an erster Stelle aufgeführt<br />

ist. Was wir leisten müssen, was eben auch die Schulen und die<br />

Medien werden leisten müssen, ist, den Kindern einen Leitfaden<br />

an die Hand zu geben, anhand dessen sie Wissen bewerten<br />

können. Und wir werden deshalb wohl nicht drumherum kommen,<br />

wieder eine Wertediskussion über bestimmte Inhalte zu<br />

führen. Nicht etwa, um sie den Kindern aufzuoktroyieren –<br />

diese Zeiten sind vorbei.Aber die Kinder brauchen Orientierung,<br />

um sich in diesem Meer an Wissen zurechtfinden zu können.<br />

Bevor ich zur Beantwortung der Frage komme, wie das zu schaffen<br />

sei, möchte ich gerne zuvor noch zwei Einwände zu unserer<br />

Diskussion vorbringen. Zum einen bin ich der Ansicht, dass die<br />

Differenz zwischen Wissen und <strong>Bild</strong>ung den Begriff der Information<br />

außer Acht lässt. Die Sendung „Wer wird Millionär“<br />

würde ich eher als eine Informationsvermittlung denn als eine<br />

Wissensvermittlung bezeichnen, denn Wissen impliziert, dass<br />

ich weiß, wie ich Informationen sinnhaft einsetze, welche Kontexte<br />

Bedeutung haben. Und das lernt man weder bei Günther<br />

Jauch noch in vielen Unterrichtsfächern. Das Zweite ist, dass ich<br />

es als eine Engführung des <strong>Bild</strong>ungsbegriffs ansehe, wenn man<br />

sagt, bei <strong>Bild</strong>ung gehe es darum, Wissen im Kontext und in historischem<br />

Zusammenhang zu sehen. Wir verstehen heute in der<br />

Erziehungswissenschaft <strong>Bild</strong>ung schon etwas weiter: <strong>Bild</strong>ung<br />

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