Bild - Verband Bildungsmedien eV
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Wissen und <strong>Bild</strong>ung: Aufenanger/Brockmann/Rosenboom-Lehmann/Korte Blindtext<br />
STATEMENT<br />
Heinrich-Wilhelm Brockmann<br />
Wir in Deutschland sind an vielen Orten dabei, unsere Schulen<br />
mit einer größeren Eigenverantwortlichkeit auszustatten. Aus<br />
internationalen Vergleichen haben wir gelernt, dass Schulen,<br />
wenn sie sich mit eigener Verantwortung in vielen Bereichen<br />
selbst organisieren, viel erfolgreicher das Lernen organisieren<br />
und ihre Erfolge selbst überprüfen können. Das, was im internationalen<br />
Sprachgebrauch die »aktive« Schule heißt, muss das<br />
Ideal einer Schule mit größerem Freiraum an Organisation,<br />
Inhalten, aber auch Formen des Lernens sein. Dazu gehört aber<br />
auch größere Selbstverständlichkeit bei der Überprüfung der<br />
Erfolge des Lernens. Es gehört dazu auch eine sehr viel individuellere<br />
Form des Lernens und eine sehr viel stärkere Vertrautheit<br />
mit Medien. Da sind die Schülerinnen und Schüler manchmal<br />
den Lehrkräften erheblich voraus.<br />
dass wir nicht leichtfertig nur von der hehren <strong>Bild</strong>ung sprechen<br />
sollten. Ich bin überzeugt davon, dass Schule <strong>Bild</strong>ung am besten<br />
fördert, wenn sie vor allem den individuellen Zusammenhang<br />
ermöglicht. Sie muss helfen, dass Kinder und Jugendliche selbst<br />
darüber entscheiden: Was will ich, wie will ich sein, was ist<br />
meine Lebensperspektive, was will ich in eigener Regie für mein<br />
Leben verwirklichen aus dem, was ich gelernt habe? Diese Entscheidung,<br />
eine Wertentscheidung, ist aus meiner Sicht der<br />
eigentliche Beginn von <strong>Bild</strong>ung. Auf einen weiteren Aspekt<br />
möchte ich hinweisen:<br />
Alle Lehrerverbände beklagen immer wieder, dass es eine zu<br />
geringe Partnerschaft zwischen Elternhaus und Schule gibt. Das<br />
ist nach Schulformen sicher unterschiedlich – in der Grundschule<br />
sicherlich anders als in der Hauptschule –, aber die<br />
Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule ist ein dorniges<br />
Thema für Schule und Lehrkräfte. Wenn die Eltern sich verweigern,<br />
für die Kinder frühzeitig ein Partner zu sein, der ihnen<br />
„Ich bin überzeugt davon, dass Schule <strong>Bild</strong>ung am besten fördert, wenn sie vor allem den<br />
individuellen Zusammenhang ermöglicht. Sie muss helfen, dass Kinder und Jugendliche selbst<br />
darüber entscheiden: Was will ich, wie will ich sein, was ist meine Lebensperspektive, was will<br />
ich in eigener Regie für mein Leben verwirklichen aus dem, was ich gelernt habe? Diese Entscheidung,<br />
eine Wertentscheidung, ist aus meiner Sicht der eigentliche Beginn von <strong>Bild</strong>ung.“<br />
In der Schule der Zukunft werden wir uns sehr stark um das<br />
Thema kümmern müssen, wie <strong>Bild</strong>ung gelingt. Seitdem wir <strong>Bild</strong>ungsstandards<br />
in allen Ländern haben und Kompetenzen statt<br />
Inhalte als Ziele beschreiben, haben wir uns noch mehr darauf<br />
verständigt, dass wir in den Schulen <strong>Bild</strong>ung wollen und mit der<br />
Anhängung von Wissen nicht zufrieden sind.<br />
Frau Miketta hat gefragt, ob Schule das leisten kann, alle Kinder,<br />
wo auch immer sie herkommen und mit welchem Wissensstand,<br />
auf einen medienkompetenten gleichen Level zu bringen.<br />
Ich glaube, die Schule weiß, dass Kinder und Jugendliche<br />
relativ früh eine sehr umfassende, aber eben nicht geordnete<br />
Form des Umgangs mit Medien im umfassenden Sinne besitzen.<br />
Wir haben es mit einer Generation zu tun, die eine hohe Bereitschaft<br />
entwickelt, sich selbst zu erproben, was den Umgang<br />
mit den Medien angeht. Die bloße Fertigkeit ist nicht das Problem.<br />
Wie unsere Kinder mit Medien verantwortlich umgehen<br />
und welchen Umgang wir eigentlich wollen, das ist die entscheidende<br />
Frage: Können Kinder in der Schule ein Verhältnis zu<br />
Medien erlernen, das ihnen auch eine kritische Distanz ermöglicht,<br />
sodass sie mit Medien umgehen und diese Medien ihnen<br />
zu Diensten sind und sie nicht zu deren Opfern werden?<br />
Was mein Vorredner zum Thema Wissen oder Lernen und <strong>Bild</strong>ung<br />
gesagt hat, würde ich teilen. Ich möchte unterstreichen,<br />
hilft, sich schrittweise ganz persönlich zu entwickeln, und<br />
wenn sie das nicht in Zusammenarbeit mit der Schule tun<br />
mögen, aus welchen Gründen auch immer, dann können Lernen<br />
und <strong>Bild</strong>ung nicht gelingen.<br />
Ich saß kürzlich im Intercity, vor mir saß ein Ehepaar, das engagiert<br />
eine renommierte deutsche Wochenzeitung las. Der vor<br />
ihnen sitzende Sohn spielte mit einem Spielzeug und richtete<br />
gelegentlich Fragen an die Eltern, worauf diese immer mit der<br />
gleichen stereotypen Antwort reagierten: „Hast du nichts zu<br />
spielen? Komm, ich hol dir was.“ Es war grauenvoll anzusehen,<br />
wie die Eltern ein Kind, das offensichtlich Fragen hatte und<br />
sich entwickeln wollte, abspeisten. Ich will keineswegs behaupten,<br />
dass das typisch ist, sondern an diesem Negativbeispiel<br />
verdeutlichen, dass es von diesen ersten Fragen von Kindern bis<br />
zur Kommunikation mit der Schule ein Engagement der Eltern<br />
geben muss, ohne das Schule nicht gelingen kann.<br />
In Bezug auf die Trennung der Aufgaben von Elternhaus und<br />
Schule bin ich anderer Ansicht als Herr Aufenanger. Erziehung<br />
bestimmen nach der Verfassung in Inhalt und Richtung die<br />
Eltern. Darum kann sie in der Schule nur in Zusammenarbeit mit<br />
den Eltern gelingen. Ich bin darum nicht sicher, ob das französische<br />
System mit dieser Trennung der Zuständigkeiten wie<br />
geschildert existiert und gerade auf diese Weise erfolgreich ist.<br />
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