Der Diamant : eine Studie - Swedish Gem AB
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Ätzfiguren. 225<br />
(stilisierte) Erhöhungen. Beide zusammen nennt man Ätz Figuren.<br />
Oft wird das Wort Ätzfiguren auch nur im Sinn von Ätzgrübchen<br />
gebraucht. Die Begrenzungsflächen der Ätzgruben und Ätzhügel,<br />
kurz der Ätzfiguren, sind stets gekrümmt.<br />
Mechanischer Vorgang beim Wachsen und Lösen.<br />
Wir denken die Partikel der Kristalle parallel orientiert aneinander<br />
haftend, von Wärme bewegt, osziUierend um <strong>eine</strong> Gleichgewichtslage,<br />
um <strong>eine</strong>n mittleren Ort schwankend, aber nicht rotierend und nicht<br />
gegeneinander fortschreitend ^ Die Partikel (Moleküle) der Flüssigkeit<br />
dagegen oszillierend und rotierend zugleich, eventuell fortschreitend.<br />
Beim Berühren von Festem und Flüssigem, beim Lösen, wie<br />
beim Wachsen, arbeiten zwei Kraftwirkungen gegeneinander. Gegenseitige<br />
Anziehung sucht die Partikel festzuhalten, lebendige Kraft der<br />
Bewegung (Wärme) sucht sie loszureißen. Wachsen ist Überwiegen<br />
der Partikelanziehung, Lösen Überwiegen der Wärmebewegung.<br />
Die Bildung ebener Flächen beim Wachsen wurde in der<br />
Zeitschrift f. Krist. 1897, 29, 45 zu erklären versucht. Sobald durch<br />
ungleiches Ansetzen Unebenheit (Erhöhungen und Vertiefungen) entstanden<br />
ist, bietet die Vertiefung mehr Angriffskräfte zum Festhalten<br />
als die Erhöhung und als die ebene Fläche. Die Vertiefungen füllen<br />
sich, bis die Ebene hergestellt ist. So wächst der Kristall durch<br />
paralleles<br />
Vorschieben der Flächen.<br />
Beim Lösen ist das anders. Ist an <strong>eine</strong>r Stelle <strong>eine</strong> Vertiefung<br />
entstanden, so bietet diese mehr Oberfläche, d. h. mehr Angriffspunkte<br />
zum Losreißen der Partikel. Es erweitern und vertiefen sich solche<br />
Löcher, bohren sich ein. Eine Kante gestattet Angriffe von zwei<br />
Seiten, <strong>eine</strong> Ecke von drei Seiten. Auch sind die Partikel an den<br />
Kanten und Ecken nicht von so vielen Nachbarn festgehalten. Daher<br />
ist das Losreißen an den Kanten rascher. Diese runden sich ab.<br />
Entstehung der Ätzgrübchen. Bohrt sich das Lösungsmittel<br />
ein Grübchen, so hat dies im amorphen Mittel, d. h. in solchem<br />
mit gleicher Kohäsion, nach allen Richtungen rundliche Gestalt,<br />
ideal<br />
die Gestalt <strong>eine</strong>r Kugelkalotte. Ist der angegriffene Körper nicht<br />
homogen, oder ist er kristalHsiert, d. h. hat er nach verschiedenen<br />
^ Vgl. Verknüpfung der Krisiallpartikel. Zeitschr. Kryst. 1897. 29. 59. Ausführlicher:<br />
V. Goldschmidt. Ueb. d. Wesen der Kristalle. Ann. d. Nat. Philos.<br />
1910. 9. 368.<br />
Frrsmann u. Gol Jscbmidt, <strong>Diamant</strong>. IJ