Studie zu Armut und sozialer Eingliederung in den ... - Vorarlberg
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4.3.2 Deprivation <strong>in</strong> <strong>den</strong> B<strong>und</strong>esländern<br />
Menschen haben je nach Lebenslage verschie<strong>den</strong>e Bedürfnisse <strong>und</strong> auch<br />
unterschiedliche Möglichkeiten <strong>zu</strong> wirtschaften. Bei Deprivation steht im<br />
Gegensatz <strong>zu</strong>m e<strong>in</strong>kommensbasierten Ansatz die tatsächliche Wirkung der<br />
Ressourcen im Vordergr<strong>und</strong>. So macht es e<strong>in</strong>en großen Unterschied, ob man<br />
abbezahltes Wohnungseigentum besitzt oder Miete für e<strong>in</strong>e Wohnung bezahlen<br />
muss. Beim Vergleich der B<strong>und</strong>esländer spielt auch die Versorgung mit<br />
öffentlichen Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen e<strong>in</strong>e große Rolle. Unterschiedliche<br />
Verfügbarkeit <strong>und</strong> teilweise unterschiedliche Kostensätze bzw. Förderungen für<br />
Ges<strong>und</strong>heitsdienste, Bildung, Wohnen oder K<strong>in</strong>derbetreuung, um e<strong>in</strong> paar<br />
Beispiele <strong>zu</strong> nennen, tragen <strong>zu</strong> unterschiedlichen Niveaus der Versorgung <strong>und</strong><br />
tatsächlichen Lebenskosten für private Haushalte bei. Je nachdem, ob größere<br />
oder kle<strong>in</strong>ere Teile des E<strong>in</strong>kommens für derartige Leistungen aufgewendet<br />
wer<strong>den</strong>, kann mit dem Rest e<strong>in</strong> unterschiedlicher Lebensstandard f<strong>in</strong>anziert<br />
wer<strong>den</strong>. Dies muss pr<strong>in</strong>zipiell bei der Interpretation von<br />
B<strong>und</strong>esländerergebnissen bedacht wer<strong>den</strong>, wenn auch die Unterschiede<br />
<strong>in</strong>nerhalb Österreichs nicht so groß s<strong>in</strong>d wie beispielsweise zwischen <strong>den</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen EU- Staaten.<br />
Abgren<strong>zu</strong>ng verschie<strong>den</strong>er Deprivationsdef<strong>in</strong>itionen<br />
Zur Festlegung der "f<strong>in</strong>anziellen Deprivation" <strong>in</strong> Österreich wird e<strong>in</strong>e Liste von<br />
sieben Bedürfnissen verwendet. Kann sich e<strong>in</strong> Haushalt m<strong>in</strong>destens zwei<br />
f<strong>in</strong>anziell nicht leisten, gilt er als f<strong>in</strong>anzielle depriviert:<br />
• Die Wohnung angemessen warm <strong>zu</strong> halten<br />
• Unerwartete Ausgaben <strong>zu</strong> f<strong>in</strong>anzieren<br />
• Je<strong>den</strong> zweiten Tag Fleisch oder Fisch (oder vegetarische Speisen) <strong>zu</strong> essen<br />
• Zahlungen (z.B. Miete) <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten zwölf Monaten rechtzeitig <strong>zu</strong> begleichen<br />
• Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche<br />
• Neue Kleidung <strong>zu</strong> kaufen<br />
• Fre<strong>und</strong>e oder Verwandte e<strong>in</strong>mal im Monat <strong>zu</strong>m Essen e<strong>in</strong><strong>zu</strong>la<strong>den</strong>.<br />
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