Mädchenspezifische Suchtprävention
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„So sind also Präventionsangebote auch gleichzeitig Interventionsangebote für bereits<br />
durch die Suchterkrankung ihrer Eltern betroffene Kinder mit den daraus resultierenden<br />
negativen Effekten.“ (Mayer in: Prävention 1/1998, S. 15-17)<br />
7.3 Inhalte einer spezifischen Suchtprävention für Mädchen aus Suchtfamilien<br />
„Suchtverhalten ist eine Form unangemessener Bewältigung von Bewußtseinskonflikten“<br />
(Wagner in: Betrifft Mädchen, 1991, S. 11) Somit bedeutet die Prävention, „solche<br />
inneren Konflikte schon im Ansatz aufzulösen.“ (ebd., S. 11) Der erste Schritt dazu ist,<br />
innere Konflikte, also Bewußtseinskonflikte und die eigenen Bewältigungsstrategien<br />
anzuschauen. Diese Copingstrategien können sehr vielfältig sein.<br />
Suchtmittelabhängigkeit bei Frauen resultiert aus ihrer alltäglichen Lebenssituation, in<br />
der Suchtmittel als Bewältigungsmittel für den eingrenzenden und diskriminierenden<br />
Lebensalltag eingesetzt werden. Mädchen sind mit der Diffusion und Widersprüchlichkeit<br />
weiblicher Rollen konfrontiert und haben eine Reihe von Entwicklungsaufgaben zu<br />
bewältigen. Der Lebensalltag von Mädchen aus Suchtfamilien ist um so belasteter, da<br />
für sie noch andere Lebensumstände, nämlich die der Sucht der Eltern, hinzu kommen.<br />
Sie müssen viele Anforderungen in der Familie bewältigen und oft die Aufgaben der<br />
Erwachsenen übernehmen. Dabei lernen sie von ihren Eltern, daß Suchtmittel eingesetzt<br />
werden, als Möglichkeit zur Alltagsbewältigung.<br />
Diese Erkenntnisse führen dazu, daß eine Suchtprävention mit Mädchen aus Suchtfamilien<br />
sich mit dem Bewältigungsverhalten und mit dem Umgang mit Drogen beschäftigen<br />
muß. Durch die Erfahrungen in der Familie werden Drogen oft rigoros abgelehnt<br />
und verteufelt. Es findet keine angemessene Auseinandersetzung mit ihnen und mit ihrem<br />
Konsum statt. Die Drogen werden verdrängt und somit steigt die Gefahr, in schwierigen<br />
Lebenssituationen auf sie zurückzugreifen, da sie als einzige erlernte<br />
Bewältigungstrategie von Konflikten bestehen. Die Mädchen müssen sich mit den Drogen<br />
auseinandersetzen, mit ihrer Funktion und mit ihren Vorteilen sowie mit Nachteilen<br />
und Gefahren. Sie sollen Genußfähigkeit erlernen und die dahinterliegenden Gründe für<br />
den Gebrauch von Genuß- und Heilmitteln erkennen. Dabei sollte auch Kritik am Risikoverhalten<br />
gefestigt werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist der Aufbau von alternativen<br />
Copingstrategien, die bei der Bewältigung von Konflikten eingesetzt werden können.<br />
Ein weiterer Bereich der Suchtprävention muß die Auseinandersetzung mit der weiblichen<br />
Rolle, mit Frauenbildern, Normen und Werten des weiblichen Lebensalltags sein.<br />
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