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Mädchenspezifische Suchtprävention

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2.<br />

Frau L. ist 53 Jahre alt und verheirtatet, keine Kinder. Ihr Vater war Alkoholiker, doch sie<br />

wurde nach dem Tod ihrer Mutter mit einem halben Jahr aus der Familie zu einer Pflegemutter<br />

genommen. Ihren Vater hat sie nur einmal gesehen. Frau L. ist medikamenten- und alkoholabhängig.<br />

Sie lebt in einer sehr schwierigen Ehe und erfährt von ihrem Mann keinerlei<br />

Verständnis. In Kontakt mit Alkohol kam sie durch ihre ersten Arbeitsstellen und setzte ihn<br />

später in Verbindung mit Tabletten ein, um ihre Schmerzen und Belastungen zu ertragen.<br />

Ihr Stiefbruder ist an Alkoholismus gestorben.<br />

Eigene Krankheitsgeschichte<br />

Das hat so schleichend angefangen. Und dann nachdem die Belastungen immer größer geworden<br />

sind. Ich hab` in einer Spedition angefangen zu lernen und da wird ja dann was getrunken<br />

usw. So kam ich eigentlich mit Alkohol in Berührung. Und dann war ich im Architektenbüro,<br />

mit den Polieren und so, da hat man dann auch mal ein Sektfrühstück oder ein Bier<br />

zum Mittagessen oder so, alles ganz normal. Tja, und dann hab`ich Zuhause ziemlich viel<br />

Streß, Arbeit, Ärger, und da hab`ich halt immer n`Bier getrunken. Ja, ich kann es eigentlich<br />

gar nicht sagen, das hat sich so gesteigert. Dann bin ich darmkrank geworden, dann hab`ich<br />

Schmerzen bekommen und hab`noch Thomapyrin dazugenommen. Da hab`ich meinen<br />

Schwiegervater zu versorgen gehabt, `ne geistig behinderte Cousine, meinen Mann, `nen<br />

Haushalt, Tiere, den Garten, meine Arbeit. Ja dann bin ich nachts um fünf aufgestanden und<br />

nachts um halb zwei ins Bett. Ich war halt immer am ‚dransten‘, ich hab`halt immer funktioniert,<br />

existiert, es lief halt immer. Ja und, man hat mich eigentlich so gar nicht beachtet. Es<br />

lief halt, die F. die macht das schon. Und ich war eigentlich so..., ich hab`das gesehen und<br />

gemacht, das war selbstverständlich.<br />

Bis dann meine Schmerzen immer größer geworden sind, ich hatte dann Morbus Crohn, da<br />

hat sich dann `ne Fistel gebildet. Da bin ich eineinhalb Jahre zum Arzt gelaufen und keiner<br />

konnte eben was feststellen. Ich kam mir richtig doof vor. Bis ich dann nur noch von zwei<br />

Röhrchen Thomapyrin am Tag gelebt hab`, einer Flasche Bier, `ner Flasche Korn, Klaren<br />

oder Wodka und einer Scheibe Brot. Und dann bin ich zum Hausarzt gegangen und<br />

hab`gesagt, wissen Sie was, ich halt`s nicht mehr aus. Dann hat er mich ins Krankenhaus<br />

überwiesen, die haben mich drei Wochen auf den Kopf gestellt und wieder entlassen mit den<br />

Worten: ‚Damit müssen`s leben. Das ist so.‘ Da hab`ich gesagt, das ist kein Leben für mich.<br />

Da kamen für mich unheimliche seelische Belastungen dazu seitens meines Partners. Ja und<br />

dann haben`s mich am Montag entlassen und am Dienstag hab`ich einen Darmdurchbruch<br />

gekriegt. Ja, das war also dann der erste Einschlag, wo ich nicht ganz so funktioniert habe, da<br />

war ich dann 4 Wochen nicht Zuhause. Dann hab`ich wieder funktioniert.<br />

Mein Partner ist 16 Jahre älter als ich, er ist jähzornig, egoistisch von vorne bis hinten, und<br />

reagiert halt auch manchmal ziemlich heftig. Und da hat man sich auseinander gelebt. Ich<br />

hab`zu ihm gesagt, ich wünsch` mir von ihm nur, menschlich anständig behandelt zu werden<br />

und meine Ruhe möchte`ich haben. Aber das ging immer so weiter, bis ich mich dann nur als<br />

Putzlappen, Besen und ein Stück Hundekakke betrachtet hab`. Der Hund war also (für ihn)<br />

das Schönste und das Höchste und das Größte. Mit dem hat man dann auch gesprochen, ist ja<br />

klar. Wenn ich reden wollte, dann war das nix, weil ich nicht schnell genug gesprochen habe.<br />

Mein Mann der hat `ne Eigenart an sich, die ich also verabscheue. Er läßt einem überhaupt<br />

nicht ausreden. Also einen halben Satz ist das Höchste. Und dann ist es so, da ich sowieso<br />

kein Selbstvertrauen hab`, dann ist des dann weg. Und bis ich dann wieder den faden finde,<br />

und... `ja, dann red`schon weiter!, ich denk`ja schneller als du sprichst`, und dann ist`s bei mir<br />

aus. Dann redet er mit dem Hund weiter und dann denk ich mir o.k., hab`ich wieder meinen<br />

Stellenwert erkannt, wo ich eigentlich hingehöre.<br />

XV

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