Mädchenspezifische Suchtprävention
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Wie waren die Rollenaufteilungen in Ihrer Familie?<br />
Also, ich würd`sagen, ich war des Kind, wo für die anderen Kinder gesorgt hat.<br />
Am Anfang war ich in der Schule extrem schlecht, ich bin auch nit gern in d`Schul`gegangen,<br />
des war für mich der absolute Horror. Bis mir dann umgezogen sind, bis ich dann neue Geschwister<br />
dazu gekriegt hab`.<br />
Es lag an der Zuwendung, glaub`ich. Ich bin da in was neig`rutscht, was ich eigentlich nit bin.<br />
Also vom Typ her, ich bin eigentlich sensibel und ruhig und hab`dann aber die Verantwortung<br />
für meine Geschwister gehabt und für alles so... Hab`mir dann immer durch Krankheit die<br />
Zuwendung gesucht von meiner Mutter. Also, so seh`ich des heut`. Ich war viel krank, und<br />
hab`halt immer alles gemacht, im es ihr recht zu machen. Damit ich irgendwie ein Lob gekriegt<br />
hab`oder so.<br />
Meine Geschwister sind ganz anders als ich. Also, mein Bruder, der ist total zurückgezogen in<br />
sich selber, der braucht niemand. Das ist der Mittlere. Der hat auch kein besonderes Verhältnis<br />
zu meiner Mutter oder so, gar nix.<br />
Ja, und die kleine Schwester, die hab`ich eigentlich mehr erzogen, mei`Oma und ich halt.<br />
Mei`Bruder ist ein Jahr jünger und die kleine Schwester drei. Die kleine Schwester ist `88<br />
gestorben. Die hatte auch Probleme. Also, sie hat auf denen Feschter, wie`s bei uns so üblich<br />
ist, immer zu viel gehabt. Und sie hat dann hat auch Sachen gemacht, also... Das sie in Bach<br />
gesprungen ist, weil sie sich ertränken wollte und solche Sachen.<br />
Sie haben schon das Gefühl, daß ihre Rolle gar nicht zu ihnen paßt?<br />
Ist sie nit, des hab`ich jetzt erst gemerkt. So diese Vernunft, die mir anerzogen worden ist, das<br />
ist es nicht. Deswegen hab`ich so Probleme mit den Gefühlen. Ich hab`auf der einen Seite die<br />
Vernunft und auf der anderen Seite die Gefühle und ich kann schlechte Gefühle nicht aushalten,<br />
also da geh`ich fast... Und dann trink ich und dann kann ich schlafen. Also, ich<br />
trink`dann, bis ich betäubt bin, also da geht gar nix mehr.<br />
Der Alkohol war ein Tabuthema bei Ihnen in der Familie?<br />
Nie, nie durft`ich darüber sprechen. Des hat`s eigentlich nit gegeben, des ist alles vertuscht<br />
worden. Er war halt immer der Buhmann, der Böse eigentlich und ich weiß halt nicht, ob das<br />
stimmt. Des sind halt immer so Punkte bei mir, die dann auch wieder hoch kommen. Wo man<br />
sich schon Gedanken macht. Ob ich die Trinkerei dann von ihm hab`oder was. Des fragt man<br />
sich dann schon manchmal.<br />
Hatten Sie für sich eine Erklärung, warum der Vater trinkt?<br />
Eigentlich nie. Auch nicht auf mich bezogen bzw. des kann ich nit sagen. Des sind so die<br />
Punkte, die weiß ich nimmer.<br />
Des ist auch des, was mich oft so irritiert.<br />
Des klafft auch bei mir und meinem Bruder völlig auseinander. Ich sag`, ich hab` `ne fürchterliche<br />
Kindheit gehabt und er sagt, des war schön, superschön. Er hat des ganz anders empfunden.<br />
Wie ist der Kontakt zu Ihrer Mutter jetzt?<br />
Wir sind im Kontakt, aber ich versuch mich grad zu distanzieren. So, wenn`s irgendwie geht.<br />
Es sind viele Sachen da, wo ich ihr einfach übel nehm`oder nit versteh`und... Also des Verhältnis<br />
ist grad ein bißl schwierig. Ich bin bei ihr immer noch des Kind eigentlich und<br />
wird`dann auch unter Druck gesetzt. Sie hat eigentlich immer versucht mich zu beeinflussen<br />
und alle Entscheidungen für mich zu treffen. Ich hab`mich auch lange Zeit beeinflussen lassen.<br />
Ja, die Gewissensbisse und Schuldgefühle, weil sie eben so viel für mich gemacht hat.<br />
Des hat sie mir ja dann auch immer g`sagt.<br />
XXXVI