Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
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wicklung einer männlichen Identität über tradierte Rollenmuster immer weniger. Jungen<br />
wissen meist nicht, was Männlichkeit ist oder sein kann, auch eine Orientierung an<br />
Männlichkeitsklischees hilft nicht weiter. Diese verkörpern meist Allmacht und Autonomie<br />
und werden als die starken, durch nichts zu erschütternden Helden dargestellt.<br />
Es fehlt ihnen an Vorbildern und Modellen, häufig sind die Väter nicht greifbar. Auch<br />
in den ersten Jahren im Kindergarten und in der Grundschule sind meist nur weibliche<br />
Erzieherinnen zu finden. Somit sind die Sozialisationsbedingungen von Jungen meist<br />
geprägt durch weibliche Bezüge. Sie stellen ihre Geschlechtsidentität über die Ablehnung<br />
des Weiblichen her und vertrauen auf alte Mechanismen von Selbstbehauptung<br />
und Durchsetzung. Dieses Streben nach Dominanz geht jedoch zu Lasten von Offenheit<br />
und Beziehungsfähigkeit, echte Nähe und Zuwendung sind schwierig. Die Inszenierung<br />
von Männlichkeit verdeckt die Ohnmachtsgefühle und die Ängste, die durch das Streben<br />
nach Macht zu kompensieren versucht werden. Suchtmittel können helfen, Hemmungen<br />
zu unterdrücken und Pseudostärke zu suggerieren. Drogen können leistungssteigernd<br />
wirken, helfen traumatische Erfahrungen zu verdrängen und können den<br />
Zugang zu Peer – Groups herstellen. Der Einstieg in den Gebrauch von Rauschmitteln<br />
ist eng an die Konstruktion einer männlichen Geschlechterrolle geknüpft.<br />
Männlichkeit wird schon früh mit der Lust an motorischer Erregung und am Risiko assoziiert.<br />
Jungen werden früher und viel mehr dazu angeregt, ihre Umwelt zu erkunden.<br />
Der heranwachsende Junge sucht seine Geschlechtsidentität in der Abgrenzung von der<br />
Mutter. Er sucht die Loslösung und ist zugleich von gegenläufigen Verschmelzungswünschen<br />
bedroht. Das Gefühl von körperlicher Identität und Integrität muß erst erarbeitet,<br />
eigene Körpergrenzen nach innen und nach außen entwickelt werden.<br />
Die Gewinnseite männlicher Sozialisation liegt in der Fähigkeit, sich durchzusetzen und<br />
wehren zu können. Die Verlustseite äußert sich jedoch darin, daß Schmerz und Leid<br />
verdrängt werden müssen und Wohlbefinden und Gemeinsamkeit nicht hergestellt werden<br />
können. Wenn eigenes Leid nicht gelebt werden kann, muß es in andere projiziert<br />
und gehaßt werden, was zu Rassismus, Sexismus, Frauen- und Ausländerfeindlichkeit<br />
führen kann.<br />
3) Geschlechtsspezifische Wahrnehmung<br />
Jungen stehen in koedukativen Situationen meist im Mittelpunkt. Sie bekommen zwei<br />
Drittel der Aufmerksamkeit. Wenn Pädagogen und Bezugspersonen versuchen einen<br />
Ausgleich der Aufmerksamkeit zu schaffen, protestieren Jungen meist wegen vermeintlicher<br />
Bevorzugung der Mädchen. Selbst die Pädagogen haben das Gefühl, die Mädchen<br />
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