Mädchenspezifische Suchtprävention
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„Auf jeden Fall! Oh je, wie oft hab`ich mir das gewünscht. Daß ich ein Kerle bin. Mein Bruder<br />
durfte ja auch alles machen! Der hat kriminelle Sachen gemacht ohne Ende und wurde ja auch<br />
noch belohnt dafür! Der arme Junge. Und ich krieg Prügel, wenn ich was anstelle. Es war schlimm<br />
für mich, ein Mädchen zu sein. (...) Und davor hatte ich auch immer Angst, daß ich mal so werde<br />
wie sie (die Mutter, Anmerkung d. Verf.). Aber heiraten und Kinder wollte ich auf jeden Fall.“<br />
Die Pubertät war eine schwierige Zeit für sie, da in dieser Zeit auch die Übergriffe des<br />
Vaters häufiger wurden.<br />
„Auch gerade wegen meinem Vater. Ja, die Entwicklung und des. Und da hat er auch mehr gesehen,<br />
was an mir dran ist und des. Und da war`s halt auch extremer. Daß er öfters, noch öfters zu<br />
mir gekommen ist, wie wo ich noch kleiner war. Extrem!“<br />
2) Zu ihrer Rolle als Frau bzw. Mädchen in der Kindheit machte Frau L. keine Angaben.<br />
Sie scheint jedoch ihre Rolle als Ersatzmutter für K. sehr gerne übernommen zu<br />
haben. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr ist sie ohne Vater aufgewachsen.<br />
Frau L. hat jedoch ein sehr ausgeprägtes Pflichtbewußtsein und Fürsorgebedürfnis entwickelt.<br />
Später opferte sie sich für ihren Mann, ihre Mitmenschen und ihre Aufgaben<br />
auf und überarbeitete sich. Ihre eigenen Bedürfnisse stellte sie stets hintenan und verdrängte<br />
sie mit Alkohol und Tabletten.<br />
„Und das wird jetzt schwierig, zu leben, ohne Korn und ohne Schnaps. Das ist ein harter Brocken,<br />
aber ich will es schaffen und ich muß es schaffen. Weil ich hab`mir gedacht, wenn ich es Zuhause<br />
nicht schaffe, dann muß ich ausziehen. Ich will es nicht, ich will es wirklich nicht, ich will meinen<br />
Mann mit seinen 70 und mit seinem Herzen jetzt nicht alleine lassen, aber er muß dann auch ein<br />
bißchen umdenken, ne. Weil sonst geh ich wieder rückwärts, und das will ich nicht. Ja, so ist das<br />
auch. Ich hab`halt ein ausgeprägtes Pflichtbewußtsein, was mir also wirklich teilweise im Wege<br />
steht.“<br />
3) Mit ihrer Rolle als Mädchen kam Frau H. sehr gut zurecht. Sie war als Mädchen auch<br />
gewünscht von ihren Eltern.<br />
„Als Mädchen habe ich mich schon immer wohlgefühlt, nur wäre ich gerne frei gewesen, hätte<br />
gerne mehr Freiheit gehabt. Meine Mutter hat mir in alles reingeredet. Mein Vater hat sich in alle<br />
häuslichen Dinge eingemischt, man konnte nie etwas alleine machen, er war immer dabei. Und bei<br />
den anderen Sachen war meine Mutter immer dabei. Und das war schlimm.“<br />
4) Die Eltern von Frau S. wollten eigentlich lieber einen Jungen haben. Sie selbst war<br />
mit sich eigentlich ganz zufrieden.<br />
„Nö, ich war mit mir selber schon zufrieden. Auch später in der Pubertät hatte ich keine Probleme.<br />
So mit meinem Körper hatte ich weniger Probleme, die hab`n eher die Männer mit mir. Ich war<br />
ziemlich früh schon vollentwickelt. Ja, wenn mich ein Mann angeschaut hat, dann hat er zuerst<br />
auf`n Busen gekuckt und dann ins Gesicht. Weil ich hatte `ne wahnsinnig große Oberweite, ist ja<br />
jetzt auch noch nit kloa. Aber ich war mit 13 voll ausgewachsen.“<br />
Daher wurde sie aber schon früh durch die Blicke der Männer belästigt, wogegen sie<br />
sich anfänglich noch gewehrt, dies später aber verdrängt hat. Sie ist auch jetzt noch der<br />
Meinung, daß die Männer oft eher ihren Körper mögen, als sie selbst.<br />
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