Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Waren Sie damals gut in der Schule?<br />
Besonders gut, ach. Ja gut, ich hätt einen Beruf machen wollen mit Kindern, Kinderkrankenschwester<br />
oder im Kinderbereich, also des hätt ich auf jeden Fall geschafft, aber ich durfte<br />
nicht. Ich habe keine Berufsausbildung. Wir durften ja nix lernen. Wir durften absolut nix<br />
machen. Wir mußten gleich in die Fabrik Geld verdienen. Und des ganze Geld abgeben. Alle<br />
Kinder.<br />
Hatten Sie eine Erklärung für das Trinken ihres Vaters? Haben Sie es verstanden?<br />
Nee, verstanden nicht, ich hatte bloß immer Angst. Daß er wieder fort war, oder wenn er von<br />
der Arbeit kam, daß er wieder besoffen war, daß er wieder die Mutti schlägt, oder die Oma<br />
schlägt und des war nur die Angst, daß er, wenn er wieder da ist, besoffen ist.<br />
Also mit mir hat er`s ja eigentlich immer gehabt, egal ob er besoffen oder nüchtern war.<br />
Wenn er heim kam, hieß es immer gleich:‘ M. kommsch!‘. Dann wußte ich sofort, was er<br />
wieder von mir wollte. Sexuelle Näherung, daß ich ihn wieder befriedigen tu!. Des war nur<br />
ich, wo er des gemacht hat. Meine Schwester hat`s ja auch gewußt, aber die hat er nie angefaßt,<br />
war ja auch der Liebling! Das Prinzeßchen, durfte man ja nicht anfassen!<br />
Er hat das Erziehungsheim angedroht, oder ich krieg mehr Schläge und halt solche Drohungen.<br />
Und davor hat man ja als Kind auch Angst.<br />
Leben Ihre Eltern noch?<br />
Das weiß ich nicht! Der letzte Kontakt, was ich hatte, da war meine Tochter oben, des war<br />
`93, wo ich sie geholt habe. Und des war`s letzte Mal, daß ich Kontakt hatte. Und dann waren<br />
sie einmal da, meine Schwester und meine Mutter, da wollten sie mich verheiraten mit so<br />
´nem Jugoslawen, für 20000 Mark, 10000 Mark für meine Mutter und 10000 für mich, und<br />
des ging halt gleich in die Hosen. Da wollte ich absolut nichts mehr wissen. Also ich laß`mich<br />
nicht verkaufen, ich suche mir meinen Mann selber aus! Und des seh`ich dann auch nicht<br />
mehr ein. Auch zu meinen Geschwistern habe ich keinen Kontakt mehr. Ich will nur noch in<br />
Ruhe gelassen werden, und auch meine Tochter und mein Sohn, daß die ihr Leben in Ruhe<br />
leben können. Sobald man Kontakt hat mit meiner Mutter, dann ist des Theater wieder da und<br />
..., nee, ich hab`keine Lust mehr, daß ich jetzt auch noch für mein Enkelkind kämpfen muß<br />
und so. Die soll`n bleiben wo sie sind und mich in Ruhe lassen.<br />
Sie mußten immer auf die Geschwister aufpassen? Wären sie lieber ein Junge gewesen?<br />
Auf jeden Fall! Oh je, wie oft hab`ich mir das gewünscht. Daß ich ein Kerle bin. Mein Bruder<br />
durfte ja auch alles machen! Der hat kriminelle Sachen gemacht ohne Ende und wurde ja auch<br />
noch belohnt dafür! Der arme Junge. Und ich krieg Prügel, wenn ich was anstelle. Es war<br />
schlimm für mich, ein Mädchen zu sein.<br />
Auch mit dem Vorbild ihrer Mutter, daß sie so nicht werden wollten?<br />
Ja, auf keinen Fall. Und davor hatte ich auch immer Angst, daß ich mal so werde wie sie.<br />
Aber heiraten und Kinder wollte ich auf jeden Fall.<br />
War die Pubertät eine schwierige Zeit für Sie?<br />
Ja, auch gerade wegen meinem Vater. Ja, die Entwicklung und des. Und da hat er auch mehr<br />
gesehen, was an mir dran ist und des. Und da war`s halt auch extremer. Daß er öfters, noch<br />
öfters zu mir gekommen ist, wie wo ich noch kleiner war. Extrem!<br />
Haben Sie das Gefühl, daß sie trotz der ganzen Schwierigkeiten etwas aus der Kindheit gelernt<br />
haben?<br />
Ja also, was meine Tochter betrifft. Ich hab mir geschworen, wenn ich mal eine Tochter habe,<br />
soll`s der anders ergehen als mir. Daß ich hinter ihr steh`, egal was kommt.<br />
XIII