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Mädchenspezifische Suchtprävention

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können‘, dürfen nicht unberücksichtigt bleiben bzw. geradezu negativ bewertet werden.<br />

Eine solche mädchenspezifische Suchtprävention würde den Mädchen vermitteln, mehr<br />

jungenspezifische Eigenschaften übernehmen zu müssen.<br />

Bevor Mädchen Grenzerfahrungen machen können, müssen sie erst wahrnehmen lernen.<br />

Dies können sie z.B. in der Erlebnispädagogik. Hier müssen die Herangehensweise,<br />

die Zielformulierung sowie die Auswertung auf die Mädchen angepaßt und nicht<br />

einfach aus der Jungenarbeit übernommen werden.<br />

„Der Umgang mit Grenzen, mit Risiko und körperlichen Herausforderungen ebenso wie<br />

das Sozialverhalten in einer Gruppe bedeuten für Mädchen auf dem Hintergrund ihrer<br />

Sozialisation etwas völlig anderes als für Jungen.“ (Fromm in: Jugend & Gesellschaft,<br />

1-1998, S. 18) Ein erlebnispädagogischer Ansatz in der mädchenspezifischen Suchtprävention<br />

muß von weiblichen Lebenszusammenhängen und vorhandenen Ressourcen<br />

ausgehen.<br />

Mädchen haben in der Pubertät weniger Erlebnismöglichkeiten als Jungen, da sie in<br />

dieser Zeit stärker behütet und beschränkt werden. Jungen haben schon von ihren Alltagserfahrungen<br />

mehr zu erzählen, die interessanter zu sein scheinen als ein Stadtbummel<br />

mit der Freundin. Wenn Mädchen das Gefühl besitzen, ‚nichts-zu-sagen-zu-haben‘,<br />

hindert sie dies am Reden und verstärkt ihre Zurückgezogenheit. Die Konsequenz daraus<br />

ist, Mädchen Erlebnisse zu ermöglichen. Das Ziel darf aber nicht sein, Defizite im<br />

Erleben von Abenteuern auszugleichen. Mädchen sollen keine ‚Härtefrauen‘ werden,<br />

sondern lustige Abwechslung und Spaß haben. An Jungen orientierte Erlebnispädagogik<br />

ist eher schädlich für Teilnehmerinnen mit sexuellen Gewalterfahrungen und für Mädchen<br />

aus Suchtfamilien, die eine ständige Bestimmung über sich sowie die völlige Vernachlässigung<br />

ihrer eigenen Bedürfnisse erleben. Denn bei diesen Mädchen muß die<br />

Grenzproblematik besonders beachtet werden. Eine Mißachtung und Überschreitung<br />

ihrer Grenzen kann eine Wiederholung ihrer Erfahrungen bedeuten. Dann müssen die<br />

Mädchen wieder gefährliche Situationen aushalten und erfahren, daß Angst, Abwehr<br />

sowie Sicherungsbedürfnisse keinen Platz finden. (vgl. Rose in: Sozialmagazin, Heft 1,<br />

1993, S. 20f) Diese Erfahrungen helfen den Mädchen wenig in ihrer Weiterentwicklung,<br />

sondern schädigen sie eher und verstärken schon erlernte Muster weiblichen Rollenverhaltens.<br />

Risikoerfahrungen sind jedoch auch für Mädchen wichtig. Wenn nie die eigene<br />

Stärke des Körpers und die Bewältigung von Problemen in riskanten und wagemutigen<br />

Experimenten erfahren wird, baut sich eine Angst vor solchen Situationen auf. Wenn<br />

den Mädchen Abenteuer verwehrt bleiben, wird ihnen die Chance genommen, die<br />

Grenzen des eigenen Körpers zu erfahren und zu erweitern. Das Bild des eigenen Kör-<br />

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