Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
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4.5.3 Jungenspezifische Prävention<br />
Für die Jungenarbeit gibt es deutlich weniger Konzepte wie für die Mädchenarbeit. Zu<br />
Beginn verstand sie sich als Ergänzung zur mädchenspezifischer Arbeit und hatte den<br />
Zweck, den Mädchen Raum in der überrepräsentierten Dominanz der männlichen Jugendlichen<br />
in Jugendeinrichtungen zu schaffen.<br />
Heute sieht sich die Jungenarbeit nicht nur antisexistitisch, sondern auch parteilich für<br />
Jungen, in der sich Jungen mit ihrer Sozialisation, ihrer Männerrolle und ihrem Verhalten<br />
untereinander sowie Mädchen gegenüber. Die Ziele für die Jungenarbeit sind analog<br />
den Zielsetzungen für Mädchenarbeit formuliert:<br />
- Auch hier geht es um die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Erreichung eines positiven<br />
Gefühls zum eigenen Körper und um die Herausbildung und Erfahrung eigener<br />
Fähigkeiten und Konfliklösungsstrategien.<br />
- Der Suchtmittelkonsum und -mißbrauch wird in Zusammenhang mit den Anforderungen<br />
der Männerrolle gestellt. Somit ist die Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
‚Männlichkeit‘ sowohl Medium als auch Ziel einer jungenspezifischen Suchtprävention,<br />
wie auch das Erleben und Erlernen von Konfliklösungsstrategien und Alternativen<br />
zum Suchtmittelkonsum.<br />
- Jungenspezifische Entwicklungsdefizite liegen im Bereich der Wahrnehmung und<br />
Integration emotionaler Persönlichkeitsanteile in das Selbstbild als Mann; das Erkennen<br />
der individuellen sozialen Abhängigkeiten; die Fähigkeit, angenommene<br />
Rollen zu hinterfragen; die Fähigkeit, sich in die Erwartungen des Gegenübers einzufühlen<br />
und die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse und Interessen den anderer gegenüber<br />
angemessen darstellen zu können. Damit sind die Ziele für jungenspezifische<br />
Suchtprävention die Förderung von Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit,<br />
die Fähigkeit eines produktiven Umgang mit Verlust- und Versagensängsten,<br />
die Möglichkeit der Selbstversorgung, die Erweiterung der Rollenbilder und eine<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema Vaterschaft.<br />
- „Geschlechtsidentität stellt sich für Jungen über die Ablehnung des Weiblichen her<br />
und läßt sie auf alte Mechanismen von Selbstbehauptung und Durchsetzung vertrauen.<br />
Damit vergeben sie aber auch Entwicklungschancen.“ (René Grotzeck in: Norddeutsche<br />
Fachtagung am 29. / 30. 08. 1996, S. 35)<br />
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