Mädchenspezifische Suchtprävention
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nur Männer betreffen. Dazu zählen unterschiedliche Lebensbedingungen, gesellschaftliche<br />
Leitbilder, unterschiedliche Sozialisation und verschiedene Erfahrungen.<br />
Es wurde in den letzten Jahren ein Anstieg von Sucht bei Frauen festgestellt und dies<br />
besonders bei folgenden Frauengruppen (vgl. Hamburgische Landesstelle gegen die<br />
Suchtgefahren, 1985):<br />
- Junge Frauen, die jegliche Anpassung an die geltenden Rollen ablehnen und durch<br />
den Drogenkonsum eine Rollenübernahme verweigern.<br />
- Junge, verheiratete Frauen mit Kindern ohne erlernten Beruf, die durch ihre Tätigkeiten<br />
in der Familie in Isolation, Überlastung und / oder Langeweile geraten. Sie<br />
versuchen ihre Gefühle zu betäuben und sich durch die Sucht abzulenken.<br />
- Perfekte, gute Hausfrauen, die plötzlich ‚aus der Rolle fallen‘. Ihre Funktionsfähigkeit<br />
haben sie jahrelang nur durch Drogen- und Medikamentenkonsum aufrechterhalten.<br />
- Erfolgreiche berufstätige Frauen, die ihre Vereinsamung durch ein Ausweichen in<br />
die Sucht bekämpfen.<br />
- Frauen in der ‚Sexy- oder Weibchenrolle‘, die nie gelernt haben, sich selbst mit ihrer<br />
Persönlichkeit als wertvolle Menschen zu akzeptieren.<br />
- Frauen in der Doppelrolle, die einem Wahn unterliegen, alles perfekt bewältigen zu<br />
können und zu müssen.<br />
Dies sind gesellschaftliche Bedingungen, welche die Gesundheit von Frauen gefährden.<br />
3.3.1 Gesellschaftliche Leitbilder und ihre Auswirkungen<br />
Die sich schnell verändernden gesellschaftlichen Bedingungen und Leitbilder der Gesellschaft<br />
fordern zu Konflikten heraus, wenn die schnelle Anpassung nicht gelingt.<br />
Süchte können Folge einer Realitätsflucht sein, wenn das Leben nicht mehr befriedigend<br />
gemeistert werden kann. Sie können auch ein Versuch sein, alte Orientierungsmuster<br />
zum Verhalten von Frau und Mann zu bewältigen.<br />
Frauen stecken in quantitativ und qualitativ abhängigeren Lebensbedingungen und haben<br />
weniger Entfaltungs- und Kompensationsmöglichkeiten. „Die Lebensalltäglichkeit<br />
von Frauen trägt die Abhängigkeit schon in sich selbst.“ (Soltau, 1988, S. 16)<br />
Suchtmittelkonsum ist ein sichtbarer Ausdruck dessen. Suchtmittel verstärken aber wiederum<br />
die Abhängigkeit, was zu einem Teufelskreis führt.<br />
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