Mädchenspezifische Suchtprävention
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Hatten Sie das Gefühl, daß sie mehr helfen müssen, als Ihr Bruder?<br />
Ja. Des war selbstverständlich, ich war die Älteste und hab`des dann halt gemacht. Und weil<br />
ich ein Mädel war, o.k. Mein Bruder macht heut`noch nix, da hat sich nix dran geändert.<br />
Meine Schwester war so`n bißl Nesthäkchen, die hat eigentlich nicht helfen müssen. Und die<br />
hat sich dann auch gewehrt gegen mei`Mutter. Also, ich hab`dann alles gemacht, was<br />
mei`Mutter von mir verlangt hat und hab`dann eben von ihr die Gegenleistung gekriegt. Entweder<br />
Zuwendung oder neue Klamotten oder irgendwie...<br />
Des war als Jugendlicher eben sehr berechnend.<br />
War die Pubertät eine schwierige Zeit für Sie?<br />
Ja, erstmal wollt`ich keine Frau sein, also ich wollt`lieber ein Junge sein früher. Ich hab`auch<br />
immer ganz kurze Haar g`habt und hab`Hosen getragen. Des war schon schwierig, ja.<br />
Und sehr viele Selbstzweifel.<br />
Ich wirk`sehr selbstbewußt, ich bin`s auch, aber der Selbstwert fehlt bei mir. Also ich kritisier<br />
immer an mir rum. Entweder zu dick oder zu dünn... Ich hab`auch extreme Eßstörungen, mal<br />
47 Kilo und jetzt hab`ich 76, rauf, runter und... Oder solche Sachen dann halt. Und des war in<br />
der Pubertät dann schon so. Ich hab`dann auch schon oft solche Stimmungsschwankungen<br />
gehabt, daß ich g`sagt hab`, ich bring`mich jetzt um und so.<br />
Und des Elternhaus von mir ist also sehr verklemmt, also Aufklärung war von uns Kindern<br />
gegenseitig. Oder ‚Bravo‘ oder Freundinnen.<br />
Auch die Schwangerschaft, es war schwierig in der Familie darüber zu sprechen, weil es ein<br />
Tabuthema war, und ich hab`schon gewußt, was los ist. Und ich hab`gewußt, wenn ich es<br />
eben früher sag`, daß man mich zur Abtreibung zwingt. Und in dem Stadium ging des dann<br />
nimmer. Man hat mir zwar nix angesehen, daß ich schwanger war, aber da war ich schon im<br />
fünften, sechsten Monat.<br />
Und dann ging des halt ruckzuck, dann hab`n die des alles organisiert und dann war ich halt<br />
weg von der Bildfläche für eine Weile.<br />
Haben Sie das Gefühl, einem bestimmten Bild entsprechen zu müssen?<br />
Schon immer, ich wollt`immer perfekt sein. So wie mir des eingeimpft worden ist. Wenn ich<br />
in der Schule `ne Zwei gehabt hab`, dann hieß es, warum keine Eins? Immer die Beste! Ich<br />
sollt`immer des erreichen, was mei`Mutter nit erreicht hat. Und hab`dann oft auch fehlgeschlagen,<br />
also so, daß ich`s ABI g`schmissen hab`. Ständig geschwänzt und mit Leuten zusammen<br />
war, die mir eigentlich gar nicht gut getan haben.<br />
Wie war das Vorbild ihrer Mutter für Sie?<br />
Des ist so ein Zwiespalt, auf der einen Seite wollt`ich ja sein wie sie, immer perfekt und... Auf<br />
der anderen Seite wollt`ich nie so sein wie sie, so kalt... Ich kenn des nit, des gab`s bei uns<br />
nie, daß wir mal umarmt worden sind oder n`Gutenachtkuß gekriegt hab`n.<br />
Welche Stärken und Fähigkeiten haben Sie aus ihrer Kindheit gezogen?<br />
Daß ich`s eigentlich immer wieder schaff, auf d`Füß`zu kommen. Egal was war. Eigentlich<br />
nie aufgegeben. Obwohl ich schon Selbstmordversuche gemacht hab`, aber eigentlich festgestellt<br />
hab`, daß ich schon leben möchte. Diese ganzen Selbstmordversuche waren alles nur so<br />
Aufmerksamkeitssuche und so.<br />
Selbstbewußtsein hab`ich, aber kein Selbstwert. Des ist auch was, womit ich immernoch<br />
Probleme hab`, daß ich nicht perfekt bin. Ich kann des auch nit akzeptieren, auch im Beruf<br />
kommt des immer. Ich wollt`immer alles können und des war eine Katastrophe, wenn`s nit so<br />
war. Für mich, für die anderen ist des ja normal gewesen.<br />
Und in der Beziehung war`s dann halt so, daß ich mit aller Gewalt harmonisch..., ja kein<br />
Streit. Also nie ein lautes Wort oder irgendwie so etwas.<br />
XXXVII