Mädchenspezifische Suchtprävention
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Diese entwachsen auch dem Gefühl, nicht dem gesellschaftliche Ideal einer guten Mutter<br />
zu entsprechen. Hinzu kommt häufig noch, daß die Mutter dem Kind aus dem Erleben<br />
der eigenen Defizite alles besser gestalten wollte, und jetzt erkennt, wieder versagt<br />
zu haben. Für die Familie ergibt sich der Druck, daß die Rolle der Mutter, so weit es<br />
geht, stabilisiert werden muß. Dabei fällt den Kindern eine anpassende Haltung zu, denn<br />
die Krise muß verdeckt und verschwiegen werden, um nicht noch weitere Schuldgefühle<br />
bei der Mutter hervorzurufen. Der Ausfall der Mutter wird zu kompensieren versucht.<br />
Der Trinkort der Mutter ist meist zu Hause, im Gegensatz zum Vater, und deshalb fällt<br />
den Kindern die Aufgabe des Aufpassens und Verhinderns zu. Bei fortgesetztem Trinken<br />
der Mutter wird dann das Gefühl des Versagens und der Hilflosigkeit bei den Kindern<br />
verstärkt. Die alltägliche Versorgung ist meistens nicht mehr gewährleistet und es<br />
stehen Überlegungen der Fremdplazierung der Kinder an. Somit hat die mütterliche<br />
Suchtkrankheit viel einschneidendere Folgen als die Suchtkrankheit des Vaters. Der<br />
Verlust von familiären Bindungen ist weitaus häufiger möglich.<br />
3. Wenn beide Eltern suchtkrank sind:<br />
Sind beide Elternteile suchtkrank, ist die Situation der Kinder noch viel gravierender.<br />
Sie haben dann niemanden mehr, auf den sie sich verlassen können und der die Familie<br />
aufrechterhält. Hier ist eine außerfamiliäre Unterbringung der Kinder meist nicht zu<br />
vermeiden und wohl auch im Sinne der Bedürfnisse der Kinder.<br />
Auch in Familien drogenabhängiger Eltern ist die Beziehungsaufnahme sehr belastet.<br />
Dies wird gerade auch durch die anfänglichen gesundheitlichen Probleme des Kindes<br />
und durch Schuldgefühle der Mutter unterstützt. Der Aufbau einer guten Beziehung ist<br />
ein gegenseitiger Prozeß, der mit positiven Erfahrungen, wie Zärtlichkeit, gefördert<br />
wird. Doch dies kommt durch die anfängliche Überempfindlichkeit und Untröstbarkeit<br />
des Kindes meist zu kurz. Die Mutter gerät in eine Überforderungssituation, die sie mit<br />
dem Konsum von Drogen, als Bewältigungsmuster, zu überwinden versucht. Somit erlebt<br />
das Kleinkind seine Mutter bzw. Eltern in extremen körperlichen und seelischen,<br />
und für das Kind beängstigenden Zuständen. Das Kind wird von den Ansprüchen der<br />
Eltern oft überfordert und lernt sehr schnell, Verantwortung für die Eltern zu übernehmen.<br />
Die Kinder verstecken und rationieren den Stoff für die Eltern, übernehmen die<br />
Kontrolle und schaffen Ordnung, falls eine Razzia droht. Dies bringt dann die gleichen<br />
Probleme mit sich, wie bei Kindern aus Alkoholikerfamilien.<br />
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