Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3.<br />
Frau H. ist 47 Jahre alt, verheiratet, ist alkoholabhängig und stammt nach eigenen Angaben<br />
nicht aus einer Alkoholikerfamilie. Ihre Eltern setzten jedoch den Alkohol funktionell ein und<br />
sie erlernte früh einen leichtsinnigen Umgang mit Alkohol. Der Großvater starb an Leberzirrhose,<br />
sein trinken kennt sie jedoch nur von Erzählungen. Frau H.`s Vater war die letzten Jahre<br />
vor seinem Tod auch Alkoholiker. Ihr Mann ist nach ihrem Einschätzen auch Alkoholiker,<br />
gesteht sich dies selbst jedoch nicht ein. Frau H.`s gesteigerter Alkoholkonsum begann in ihrer<br />
ersten Arbeitsstelle.<br />
Eigene Krankheitsgeschichte<br />
Ich bin verheiratet, keine Kinder, keine Geschwister, ich war ein Einzelkind. Mein Vater war<br />
auch Einzelkind, ich habe nicht viel Verwandtschaft. Mittlerweile stehe ich fast alleine. Ich<br />
habe nur noch meinen Mann, ist alles ausgestorben. (lacht)<br />
Ja, ist manchmal relativ einsam.<br />
Droge Alkohol...<br />
Ich muß sagen, wir sind sehr leichtsinnig mit Alkohol umgegangen, meine Eltern auch, das<br />
stimmt schon. Wenn man das so überlegt, wurde Alkohol eigentlich als Lebenshilfe in allen<br />
Lagen angewandt. Wenn`s einem ein bißle schlecht war, hat man ein Schnäpschen getrunken<br />
oder kriegt, wenn man mal schlechter Stimmung war, hat man einen Seelentröster gebraucht,<br />
war auch ein Schnäpschen. Ja, ist auch öfters ein Gläschen Wein getrunken worden, wenn<br />
man guter Stimmung war, und irgendwie ha man das auch fortgesetzt.<br />
Ich hab des schon so erlebt, ich bin so damit aufgewachsen. Und dann war das auch damals<br />
so, meine Jugendzeit in den 70ern, da wurde so und so glaube ich sehr viel getrunken. Es kam<br />
auch damals diese ganze Drogenszene auf, aber ich bin auf dem Land aufgewachsen, davon<br />
bin ich Gott sei Dank verschont geblieben. (lacht)<br />
Aber dafür ja, mein jetziger Mann, den hab`ich damals kennengelernt. Das war mein erster<br />
richtiger Freund. Wir hab`n dann geheiratet ziemlich früh, ich war erst 18. Der hat damals<br />
sehr viel Whiskey getrunken, da hab`ich mitgemacht. Oh, das war schlimm oft! Aber da<br />
konnt` ich eigentlich immernoch aufhören, das muß ich echt sagen.<br />
Ist Ihr Mann auch in Therapie?<br />
Mein Mann ist nicht in Therapie, aber er ist nach meiner Sicht Alkoholiker. Auch wenn er es<br />
nicht zugibt. Er trinkt jetzt sein Bierchen und hält Bier auch für ein Grundnahrungsmittel.<br />
Ja, ich bin dann arbeiten gegangen, und dieser erste Chef den ich hatte, da war ich 15 Jahre<br />
lang, der starb an einem Knochenmarkkrebs. Der hat sich im Lauf der Zeit auch zu einem<br />
Alkoholiker entwickelt. Man glaubt gar net, wieviel Leute des gibt, die Alkoholiker sind! Ich<br />
mußte ihm abends immer seinen Stoff besorgen, da hat er mich in die Stadt geschickt. Es ging<br />
los über ein Piccolo, dann eine Flasche Wein, dann kam ein Schnaps dazu, dann kam ein ganzer<br />
Flachmann... Ja, und jedesmal, alleine trinken wollte er nicht, und jedesmal hat er dann<br />
was ausgegeben. Und so ging des für mich dann auch über eigentlich einige Jahre, daß ich<br />
dann ein Piccolo gekriegt hab`, oder ein Schoppen Wein oder...<br />
Und irgendwann hab`ich des dann gemerkt, ich konnte es schon gar nicht mehr erwarten, bis<br />
es Abend wurde und dieser Entspannungstrunk dann kam. Ich glaub`, des war`n schon die<br />
Anfänge dann.<br />
Ja, irgendwann hab`ich dann gemerkt, ich tu mir schwer mit dem Aufhör`n dann. Ich hab`des<br />
dann auch am Wochenende gebraucht. Dann kam die Zeit, wo ich mir zum ersten Mal auch<br />
selber was gekauft hab`. Hab`des eigentlich noch nicht so für wichtig gehalt`n. Bis ich dann<br />
gemerkt hab`, Mensch, ich komm`in der Früh aus dem Kater gar nicht mehr raus, ne.<br />
XIX