Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
Mädchenspezifische Suchtprävention
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
über weibliche Körpererfahrungen praktiziert wird. Die Wahrnehmung der Identität bei<br />
Männern und bei Frauen bedarf unabdingbar der bestätigenden zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen.<br />
Daher ist es für Mädchen wichtig, daß es im pädagogischen Praxisfeld eigenständig<br />
verantwortliche Frauen gibt, die anwesend sind und die Möglichkeit, sich gegenseitig<br />
ernst zu nehmen, besteht. Mädchen sollen ihr eigenes, in sich stimmiges Selbstbild entwickeln<br />
können, um eine hohe Selbstakzeptanz und Durchhaltevermögen auszubilden.<br />
Dadurch können sie ihre individuellen Lebensentwürfe realisieren.<br />
Der Körper spielt in der individuellen wie auch sozialen Repräsentation von Geschlechtszugehörigkeit<br />
eine zentrale Rolle. Die Symbolisierung von Weiblichkeit zeigt<br />
sich in Schönheit. Die Idealfrau ist schlank, ihre Verführungskraft beruht auf Ausstrahlung<br />
und Emotionalität. Dabei ist die ‚Barbiepuppe‘ seit Jahrzehnten die äußere Form<br />
dieses Klischees. Mädchen sind in ihren körperlichen Ausdrucksformen engere Grenzen<br />
gesetzt und ihnen wird weniger Erlebnis- und Erfahrungsspielraum zugestanden. Aggressives<br />
Verhalten wird sanktioniert, es gibt wenig Raum für Eigenvorschläge und<br />
Eigenaktivitäten speziell mit aggressiven Komponenten. Autonomie und Aggression<br />
werden bei Mädchen weniger widergespiegelt. Dagegen werden Kleinheits- und regressiven<br />
Tendenzen sehr viel Raum gegeben. Daran gewöhnen sich Mädchen schnell, es<br />
können jedoch dadurch autoaggressive Formen verinnerlicht werden und ein labileres,<br />
leichter verletzbares Körperselbst entstehen. Wenn Mädchen verwehrt wird, ihre Grenzen<br />
und Möglichkeiten des eigenen Körpers in Auseinandersetzung mit der Welt zu<br />
erproben, bleibt das innere Bild des eigenen Körpers verschwommen. Gerade in bezug<br />
auf ihr sexuelles Körperbild gibt es wenig oder gar keine Widerspiegelung. Mädchen<br />
müssen die Möglichkeit bekommen, sich mit ihrem eigenen Körper und seiner Entwicklung<br />
auszusöhnen. Die Wirkung auf andere, besonders das attraktive Aussehen, wird<br />
zum Gradmesser der eigenen Wertigkeit. In der Adoleszenz wird der Körper aufgrund<br />
seiner Präsenz und seiner nicht zu übersehenden Veränderungen zum zentralen Ort von<br />
Umdefinitionen aller bisher gelebter Beziehungen und somit auch der Beziehung zu<br />
sich selbst. Erlaubte Grenzüberschreitungen in der Kindheit werden in der Adoleszenz<br />
mit verstärkten Normen eingeschränkt („Das tut ein Mädchen nicht!). Das Aussehen<br />
wird zum zentralen Faktor für das eigene Selbstwertgefühl, andere Kompetenzen treten<br />
zurück. Die Blicke der Anderen sind Maßstäbe, die Mädchen auch bei sich anwenden.<br />
Für Mädchen ist die Befreiung aus der Kindheit nicht mit Autonomie verbunden, wie<br />
für Jungen, sondern sie begeben sich in eine neue Abhängigkeit herein, wie sie oft an<br />
30