Mädchenspezifische Suchtprävention
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Oft haben Mädchen zu diesem Zeitpunkt den Wunsch verinnerlicht, einen Mann umsorgen<br />
zu wollen. Immer mehr Mädchen haben aber auch den Wunsch nach einem selbständigen<br />
und abwechslungsreichen Leben.<br />
Sie sind sich jedoch ebenso des gesellschaftlichen Anspruchs bewußt, der an sie gestellt<br />
wird. Zu der Verwirklichung ihrer Wünsche fehlt es dann häufig an Durchsetzungsvermögen,<br />
da sie unter dem ständigen Druck stehen, ihre Ansprüche zu rechtfertigen. „Das<br />
Auseinanderklaffen individueller und gesellschaftlicher weiblicher Lebensentwürfe<br />
kann bei mangelnder Unterstützung der Mädchen zu starken Verunsicherungen, zur<br />
totalen Ablehnung und zur Verweigerung von Weiblichkeit führen.“ (ebd. S. 63) Dies<br />
wiederum kann zu möglichem Suchtverhalten führen, um diesem ständigen Widerspruch<br />
zu entfliehen. Das vorgelebte traditionelle Rollenmodell wird als Entgrenzung<br />
erlebt und bietet keine Orientierung und kein ausreichendes Modell für einen eigenen<br />
Lebensplanentwurf der Mädchen.<br />
2) Sexueller Mißbrauch<br />
Auch das Thema sexueller Mißbrauch gehört zum Alltag vieler Mädchen. Nach amerikanischen<br />
Studien wurde bzw. wird jede dritte bis vierte Frau mißbraucht. Die Täter<br />
handeln aus einer Machtposition heraus, die ihnen in dieser Gesellschaft gegenüber den<br />
Frauen eingeräumt wird. Die Sexualität dient als ein Mittel, diese Machtposition zu festigen.<br />
Kinder (meist Mädchen) sind in keinem Alter davor gefeit, auch Säuglinge und<br />
Kleinkinder werden mißbraucht. Die Verarbeitung solcher Mißbrauchserfahrungen ist<br />
individuell unterschiedlich. Sie ist abhängig von der Art, der Dauer, dem Täter und dem<br />
(Nicht-)Erfahren von Hilfe. Betroffene entwickeln die unterschiedlichsten Lebensstrategien.<br />
Eine davon kann der Konsum von Drogen und Rauschmitteln sein, als einziger<br />
Weg, mit Mißbrauchserfahrungen leben zu können. Die eigene negative Selbsteinschätzung<br />
wird ‚weggedrückt‘, ‚überlagert‘ oder ‚heruntergeschluckt‘. Die Drogenabhängigkeit<br />
erhöht jedoch wiederum das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit, das die Frauen in<br />
einen Teufelskreis geraten läßt. Bis zu 70% der drogenabhängigen Frauen sind in ihrer<br />
Kindheit sexuell mißbraucht worden.<br />
3) Sucht als Suche<br />
Unauffällige Suchtformen, wie z.B. Bulimie und Medikamentenabhängigkeit, lassen<br />
sich fast mühelos in ein gefordertes weibliches Rollenverhalten integrieren. Häufig treten<br />
sie als Sucht gar nicht in Erscheinung. Die verschiedenen Suchtformen erfüllen unterschiedliche<br />
Funktionen und werden unterschiedlich eingesetzt.<br />
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