Mädchenspezifische Suchtprävention
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Dann war sie zwei Jahre eigentlich nur im Krankenhaus und in der Reha. Dann hab`ich halt<br />
neben meiner Arbeit noch die Brüder versorgt, und die Landwirtschaft, und den Garten und`s<br />
Haus.<br />
Was halt die Mutter gemacht hat, mußt`halt weiterlaufen.<br />
Und ich hab`dann in der Zeit schon meinen Mann gekannt und hab`auch gar keine Möglichkeit<br />
gehabt, einen anderen kennen zulernen. Ich war ja nur angespannt im Haushalt eigentlich.<br />
Hab`dann auch schon mit 18 geheiratet, wo mei`Mutter eigentlich einigermaßen hergestellt<br />
war. Weil mein Mann dann zur Bundeswehr gekommen ist und meine Schwiegereltern gemeint<br />
haben, oh, ihr geht ja sowieso miteinander, könnt`ihr ja auch heiraten. Du kannst ruhig<br />
weiterhin die Arbeit bei deinen Eltern machen. Aber es hat sich dann doch etwas anders ergeben,<br />
ich mußt`dann bei meiner Mutter die Arbeit machen und da auch noch, ne. Wir haben<br />
dann auch gleich gebaut und ich hab`dann gedacht, es wird besser, wenn wir mal in unserem<br />
Haus sind. Aber zu meiner Mutter mußte ich weiterhin immer, sie hat mich voll beansprucht.<br />
Sie hat eigentlich mein Leben bestimmt. Und mein Mann hat auch bei seinen Eltern immer<br />
geholfen. Wir haben eigentlich gar keine Zeit für uns gehabt. Mit dem Kind war ich auch immer<br />
allein. Und des war dann das Eintönige, das einerlei, daß ich öfters mal zu der Freundin<br />
bin. Und dann was getrunken hab`.<br />
Und der Alkoholismus ihres Vaters?<br />
Ja, ich hab`s schon mitgekriegt. Er war dann, wo die Mutter im Krankenhaus war, meistens<br />
angetrunken. Er hat schon mal aggressiv rumgeschrien, aber wir haben`s halt da drauf geschoben,<br />
daß es ihm auch alles zuviel ist. Aber geschlagen und so hat er nie. Also unser Vater<br />
war sowieso eine Seele von Mensch. Der hat halt seinen Kummer in Alkohol ertränkt. Und<br />
die Mutter war so eine Dominierende. Bei ihr hat nur Arbeit gegolten, so ein Typ wie mein<br />
Mann. Und da war nur derjenige was wert, der was geleistet hat. Ich hab`von ihr immer nur<br />
zu hören gekriegt, schon als kleines Kind, du bist nix wert. Und ich hab`auch fast jeden Tag<br />
Schläge gekriegt. Einmal sogar mit der Peitsche und mit`m Bettklopfer. Meine Brüder hat sie<br />
mehr in Ruhe gelassen, aber von mir halt sie alles verlangt. Weil ich ein Mädchen war.<br />
Ich wollt`eigentlich schon ein Mädchen sein und sie hat sich auch ein Mädchen gewünscht,<br />
aber sie hat mich wie ein Dienstmädchen behandelt, ich weiß nicht.<br />
Ich wollte schon auch so tüchtig sein, wie meine Mutter, die war in allem flink und fleißig,<br />
und alles konnte sie. Ich hab`s ihr eigentlich schon nachgestrebt. Obwohl ich dann oft mit ihr<br />
Krach gehabt hab`und gesagt hab`, es muß doch nicht alles an einem Tag sein.<br />
Glauben Sie, sie haben das Muster des Trinkens von Ihrem Vater?<br />
Das hab`ich von meinem Vater, nicht abgekuckt, sondern das steckt in mir drin. Sehr sensibel<br />
und nach außen hin eigentlich nix zeigen, daß man traurig ist. Ich hab`auch immer bloß gelacht<br />
und einen glücklichen Eindruck gemacht. Und so war mein Vater auch. Er hat nur seine<br />
Witzchen gerissen, hat aber seinen Kummer ertränkt.<br />
Haben sie sich sehr verantwortlich für die Familie gefühlt?<br />
Ja, des blieb ja nicht aus. Es war ja sonst niemand da.<br />
Ich hab`keine schöne Kindheit gehabt. Ich bin eigentlich schon als Kind mit eingespannt worden.<br />
Meine jüngeren Brüder nicht mehr so, weil sie ja dann verunglückt war. Aber sie hat uns<br />
schon, auch meinen älteren Bruder, behandelt wie vollwertige Erwachsene. Ich war am<br />
Nachmittag einfach für die Geschwister da. Den jüngsten hab`ich ganz und gar großgezogen.<br />
Da war ja schön zwölf, als er geboren wurde und meine Mutter hatte immer zu viel zu tun.<br />
XLI