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Mädchenspezifische Suchtprävention

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tioniert, existiert, es lief halt immer. Ja und, man hat mich eigentlich so gar nicht beachtet. Es lief<br />

halt, die F. die macht das schon. (...) Bis ich dann nur noch von zwei Röhrchen Thomapyrin am<br />

Tag gelebt hab`, einer Flasche Bier, `ner Flasche Korn, Klaren oder Wodka und einer Scheibe<br />

Brot.“<br />

In ihrer Ehe erfuhr sie große seelische Belastungen und fühlte sich nicht als gleichwertig<br />

anerkannt. Auch diese Probleme hat sie mit Alkohol weggespült.<br />

„Mein Partner ist 16 Jahre älter als ich, er ist jähzornig, egoistisch von vorne bis hinten, und reagiert<br />

halt auch manchmal ziemlich heftig. Und da hat man sich auseinander gelebt. Ich hab`zu ihm<br />

gesagt, ich wünsch` mir von ihm nur, menschlich anständig behandelt zu werden und meine Ruhe<br />

möchte`ich haben. Aber das ging immer so weiter, bis ich mich dann nur als Putzlappen, Besen<br />

und ein Stück Hundekakke betrachtet hab`.“<br />

Nach einem Zusammenbruch kam sie ins Krankenhaus und wurde entgiftet. Erst damit<br />

bemerkte ihr Mann ihre inzwischen jahrelange Abhängigkeit. Die Therapie verschob<br />

sich durch eine Krankheit des Mannes. Frau L. opferte sich für ihn auf, wurde jedoch<br />

weiterhin von ihm niedergemacht. Sie plante einen Suizidversuch, führte ihn jedoch<br />

nicht durch. Nach einem schweren Rückfall beschloß sie doch eine Langzeittherapie in<br />

der Fachklinik Wilhelmsheim zu machen. Sie hat jetzt schon Angst vor dem Ende,<br />

wenn sie wieder nach Hause muß.<br />

3) Frau H. ist in einer Familie aufgewachsen, in der Alkohol funktionell eingesetzt wurde.<br />

Sie heiratete einen Alkoholiker, der zu Beginn der Ehe sehr viel Whiskey trank. Oft<br />

trank sie mit, konnte zu der Zeit jedoch noch aufhören. Ihr erster Chef entwickelte sich<br />

in den 15 Jahren, in denen sie dort arbeitete, zum Alkoholiker. Sie mußte ihm abends<br />

immer seinen Stoff besorgen und bekam dann etwas ausgegeben, da er nicht alleine<br />

trinken wollte. So begann sie, regelmäßig Alkohol zu konsumieren.<br />

„Und irgendwann hab`ich des dann gemerkt, ich konnte es schon gar nicht mehr erwarten, bis es<br />

Abend wurde und dieser Entspannungstrunk dann kam. Ich glaub`, des war`n schon die Anfänge<br />

dann.<br />

Ja, irgendwann hab`ich dann gemerkt, ich tu mir schwer mit dem Aufhör`n dann. Ich hab`des dann<br />

auch am Wochenende gebraucht. Dann kam die Zeit, wo ich mir zum ersten Mal auch selber was<br />

gekauft hab`. Hab`des eigentlich noch nicht so für wichtig gehalt`n. Bis ich dann gemerkt hab`,<br />

Mensch, ich komm`in der Früh aus dem Kater gar nicht mehr raus, ne.“<br />

Dann hörte sie lange auf zu Trinken. Beim nächsten Arbeitgeber gab es Schwierigkeiten,<br />

da niemand es ihm recht machen konnte. Da sie diese Schwierigkeiten nicht erzählen<br />

konnte, fing sie wieder an zu Trinken.<br />

„Er wollte verletzen, er wollte demütigen und das möglichst noch vor vielen Leuten. Ja, man<br />

konnte ihm eigentlich nix recht machen, niemand konnte perfekt genug sein. Ja, und ich hab`mich<br />

da angestrengt und irgendwie hat das nie geklappt und da hab`ich dann angefangen zu Trinken.<br />

(...) Immer erst abends dann, wenn ich rauskam aus der Praxis. Raus aus der Haustür, Zigarette an,<br />

die ersten Tränchen sind gelaufen, weil`s wieder so ein garstiger Tag war. Und dann nach Hause,<br />

Flasche Wein aufgemacht und getrunken. Und oft hat dann die eine Flasche gar nicht mehr gereicht.<br />

Und des ging ja dann, des ging so langsam los und hat sich dann gesteigert.<br />

Am Schluß hab`ich dann auch während meiner Praxiszeit getrunken. Bis ich dann gemerkt hab`,<br />

so geht`s nicht mehr weiter. Zwischendurch hat`ich auch einen Selbstmordversuch. Weil ich selber<br />

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