DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg
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6 Diskussion 72<br />
zu den erklärenden Variablen stammen aus Luftbildinterpretationen. Als wichtigste<br />
Einflussgrößen ermittelten die Autoren die Südexposition und die mittels Patch Analyst<br />
quantifizierte Komplexität der Lebensraumstrukturen (Mosaik) mit positivem<br />
Zusammenhang und bestätigten den negativen Einfluss des Waldes. Der Erklärungsgehalt<br />
des Modells ist allerdings sehr gering (R 2 = 0,18). Ein Modell der historischen Verbreitung<br />
(1950-1960), basierend auf Jagdstatistiken der Jagd- und Forstämter in der Provinz<br />
Trentino, beschreiben sowohl MERIGGI et al. (1998) als auch CATTADORI et al. (1998). Mit<br />
fast 6000 km 2 Gesamtfläche aufgeteilt in 2 x 2 km-Rasterzellen entspricht die Skala eher<br />
dem Atlasmodell. Die Umweltdaten wurden über Luftbildauswertungen ermittelt und sind<br />
damit wohl genauer erfasst als beim Atlasmodell. Klimadaten wurden nicht berücksichtigt.<br />
Mit vorwärts schrittweiser Modellierung wurde ein multiples Modell erstellt, das positive<br />
Zusammenhänge mit dem Steinhuhnvorkommen bei steilen Hängen, Südexposition und<br />
Habitatdiversität (Shannon-Index) aufzeigt. Negativ wirken Bewaldung, Sumpfgebiete und<br />
bebaute Zonen (CATTADORI et al. 1998). Die Rate der korrekten Klassifikation ist<br />
ausgeglichen (78,3 : 71,7%), ein Schwellenwert wird nicht angegeben. Sumpfgebiete und<br />
Siedlungen werden per se vom Steinhuhn gemieden. Um die Modelle möglichst trennscharf<br />
zu machen, sollten entsprechende Variablen nicht in multiple Modelle integriert, sondern<br />
diesen als automatische Ausschlusskriterien vorgeschaltet werden. Auch das Verfahren der<br />
vorwärts schrittweisen Modellierung bietet einige Nachteile gegenüber dem rückwärts<br />
schrittweisen Verfahren (vgl. Kap. 4.4.1). Eine Berücksichtigung dieser Überlegungen hätte<br />
möglicherweise eine stärkere Bedeutung von Nutzungsparametern ergeben können, die<br />
von CATTADORI et al. (1998) nicht bestätigt werden konnte.<br />
Zusammenfassend kann bei geringer räumlicher Auflösung der entscheidende Einfluss von<br />
Neigung und Exposition sowie höhenabhängigen Parametern (Klima, Nutzungs- und<br />
Vegetationstypen) festgestellt werden. Mit höherer Auflösung steigt die Bedeutung der<br />
Exposition weiter an, der negative Einfluss des Waldes und der positive von<br />
Mosaiklandschaften nehmen zu. Auf der Skala des Regionalmodells (< 1 ha) kommen<br />
zahlreiche direkte Strukturparameter wie die mittlere Höhe der Krautschicht hinzu, die<br />
insgesamt sehr genau eine offene, strukturreiche Mosaiklandschaft mit Felsen und<br />
Einzelbäumen in einiger Entfernung des Waldes beschreiben. Auf der Skala der<br />
Nistplatzwahl wurden nach meinem Wissen für das Steinhuhn noch keine quantitativen<br />
Untersuchungen gemacht (zu den methodischen Schwierigkeiten vgl. Kapitel 6.1), zu<br />
erwarten wäre eine zunehmende Bedeutung von Rasenbulten, Krüppelfichten,<br />
Felsvorsprüngen oder anderen deckungsbietenden Strukturen (HAFNER 1994).<br />
Auch aus der Sicht des Naturschutz hat die Wahl der Skala eine Bedeutung. Für<br />
bestandsfördernde Maßnahmen beim Auerhuhn (Tetrao urogallus) auf Basis von<br />
Informationen aus Habitatmodellen ist nach STORCH (2002) eine Kombination aus<br />
Strukturparametern (kleinskalig, vergleichbar mit den Daten zum Regionalmodell) und<br />
Parametern der Landschaftsskala notwendig. Dies sollte bei zukünftigen Modellierungen<br />
mit Arten aus dem Schweizer Brutvogelatlas beachtet werden. Eine Datenbasis wie beim