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DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg

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6 Diskussion 79<br />

mind. 10-12 m breit) kantonal definierten Mindestfunktionen genügen, automatisch vor<br />

Rodungen geschützt. Die oben beschriebene Entwicklung ist also (bis auf wenige<br />

Ausnahmeregelungen) zumindest bis zu einer Gesetzesänderung irreversibel.<br />

Wie schon in Kapitel 6.2.4 erwähnt, ist aber zu betonen, dass die heute verschwindenden<br />

Lebensräume erst durch die menschliche Tätigkeit, vor allem seit dem Mittelalter,<br />

geschaffen wurden. Durch Rodungen (u.a. zur Herstellung von Holzkohle, für den Bauund<br />

Brennholzbedarf der Städte), Waldweide, Streunutzung und umherziehende Schafund<br />

Ziegenherden wurde dem Steinhuhn die Besiedlung von Mittelgebirgen und tieferen<br />

Lagen der Hochgebirge überhaupt erst ermöglicht. Die Aufgabe dieser Nutzungsformen,<br />

beschleunigt durch die Landflucht während der Industrialisierung, muss sich also negativ<br />

auf die Steinhuhnbestände auswirken (HAFNER 1994).<br />

8. Populationsbiologie<br />

Von einigen Autoren wird ein verstärkter Rückgang der Art an der nördlichen Peripherie<br />

des Verbreitungsgebietes erkannt (LÜPS 1981b, MAGNANI et al. 1990, BERNARD-LAURENT<br />

& LÉONARD 2000). Es wird auch beschrieben, dass die Amplitude der<br />

Expositionsakzeptanz bei niedriger Dichte und an der Peripherie geringer ist, es werden<br />

nur noch Optimalhabitate besiedelt (ZBINDEN 1984, MAGNANI et al. 1990).<br />

MAGNANI et al. (1990) und MERIGGI et al. (1998) geben die Isolation von<br />

Reliktvorkommen als Grund für das lokale Aussterben des Steinhuhns an. Das Aussterben<br />

von Arten durch Verkleinerung („Verinselung“) von Lebensräumen ist ein bekanntes<br />

Phänomen, welches für ganz unterschiedliche Organismengruppen beschrieben wurde<br />

(ZIMMERMANN 1986, TILMAN 1994, NEWMARK 1996). In diesem Zusammenhang muss<br />

nochmals auf den Einfluss der Jagd hingewiesen werden, die möglicherweise in einigen<br />

Gegenden erst die Isolation der Steinhuhnbestände verursacht hat. Die genauen<br />

Zusammenhänge, die zur Isolation führen, müssen aber noch genauer untersucht werden.<br />

9. Klima<br />

Klimaeinflüsse werden übereinstimmend von den meisten Autoren als Ursache der<br />

schwankenden Steinhuhnbestände genannt. Nasskalte Sommer wirken sich vor allem<br />

während der Brutperiode negativ aus (GLUTZ et al. 1973, PRÄSENT 1979, LÜPS 1981c,<br />

ZBINDEN 1984, GOSSOW et al. 1992). Durch die vorliegende Arbeit konnte dies bestätigt<br />

werden. So ist der Zusammenhang zwischen Vorkommen des Steinhuhns und der<br />

Sonneneinstrahlung im Juli positiv (Abb. 10). Schneereiche Winter sind für die schlecht an<br />

das alpine Klima angepasste, ursprünglich turkestanisch-ostmediterrane Art (ohne<br />

befiederte Läufe wie die Raufußhühner sie besitzen, kein Anlegen von Schneehöhlen und<br />

kein Umstellen auf Baumnahrung bei hohen Schneelagen) ebenfalls oft mit<br />

Bestandseinbußen verbunden (LÜPS 1980, 1981c, BERNARD-LAURENT & LEONARD 2000).<br />

Die Punkte (7. bis 9.) sind sicher für die derzeitige und zukünftige Entwicklung der<br />

Steinhuhnbestände entscheidend. BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) haben mit<br />

Modellen zu den Punkten 8. und 9. weitere Information geliefert. Sie wendeten<br />

deterministische Modelle (Einfluss konstanter demographischer Faktoren, Aussterberisiko)

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