DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg
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6 Diskussion 77<br />
6.3 Gedanken zum Schutz der Art<br />
6.3.1 Aktuelle Gefährdungssituation<br />
Bevor Schutzmaßnahmen zur Erhaltung oder Förderung einer Art geplant oder<br />
durchgeführt werden können, ist es zunächst notwendig, die jüngere Bestandsentwicklung<br />
und deren wichtigsten Einflussgrößen zu kennen.<br />
Das Steinhuhn wies im letzten Jahrhundert in der Schweiz extreme Bestandsschwankungen<br />
und seit der Mitte des Jahrhunderts bis in die 1980iger Jahre einen insgesamt starken<br />
Rückgang auf (ZBINDEN 1984, SCHMID et al. 1998). In Frankreich ging die Art ebenfalls in<br />
den 1980iger- (MAGNANI et al. 1990) und 1990iger Jahren (BERNARD-LAURENT &<br />
LÉONARD 2000) zurück, in Östereich ist sie zahlenmäßig geringer als in der Vergangenheit<br />
(GOSSOW et al. 1992) und auch in Italien wurden nach 1950 Rückgänge festgestellt<br />
(SASCOR & MAISTRI 1994).<br />
Nach SCHMID et al. (1998) hat sich die Art in der Schweiz seit Mitte der 1980iger Jahre<br />
wieder erholt (geschätzter Bestand derzeit etwa 3000 bis 4000 Paare). Diese Entwicklung<br />
überrascht, scheint sie doch allen bisher für den Rückgang verantwortlichen genannten<br />
Ursachen zu widersprechen. Folgende Gründe werden von verschiedenen Autoren<br />
genannt (ergänzt durch eigene Überlegungen):<br />
1. Unterschiedlich intensive Erfassungstätigkeit<br />
Gerade bei dieser schwer zu beobachtenden Art können unterschiedlich intensive<br />
Erfassungstätigkeiten zu unterschiedlichen Annahmen über die Bestandsgröße führen. Der<br />
Anstieg Ende der 1980iger Jahre ist aber nicht alleine durch höhere Erfassungstätigkeit<br />
erklärbar, da für andere Arten (z.B. Steinadler (Aquila chrysaetos) und Schneehuhn (Lagopus<br />
mutus)) kein vergleichbarer Anstieg im selben Zeitraum zu verzeichnen ist (LÜPS 1994).<br />
2. Interspezifische Konkurrenz<br />
Zwar treten sowohl Steinhuhn und Birkhuhn (Tetrao tetrix) im Bereich der Waldgrenze, als<br />
auch Steinhuhn und Schneehuhn (Lagopus mutus) im Bereich der Alpinen Matten teilweise<br />
gemeinsam auf (LÜPS 1981c), aber bereits LÜPS geht davon aus, dass dies keinen Einfluss<br />
auf die Bestandsgröße des Steinhuhns hat.<br />
3. Prädatoren<br />
Als Prädatoren mit möglichem Einfluss auf den Steinhuhnbestand werden immer wieder<br />
Greifvögel, Rabenvögel und Säugetiere genannt (GLUTZ et al. 1973, LÜPS 1981c). Ein<br />
signifikanter Einfluss durch Prädatoren konnte aber in der mir bekannten Literatur nie<br />
nachgewiesen werden. Lediglich vom Steinadler (Aquila chrysaetos) liegt durch HAFNER<br />
(1994) mehr als eine Beobachtung von getöteten Steinhühnern vor, diese zählen aber sicher<br />
nicht zu seiner Hauptbeute und selbst die ansteigenden Bestandszahlen beim Steinadler<br />
dürften keinen entscheidenden Einfluss haben (LÜPS 1981c).<br />
4. Jagd<br />
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war der Jagddruck (bis zu 2500 erlegte Hühner im<br />
Jahr in der Schweiz und bis zu 25 an einem Tag pro Jäger (GLUTZ et al. 1973)) sicher der