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DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg

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6 Diskussion 80<br />

und stochastische Modelle (Klimaeinflüsse) an. Als mögliche Fehlerquellen nennen sie u.a.<br />

die Nichtberücksichtigung der Varianz der Überlebensraten, von Jagddruck, Anwesenheit<br />

von Schutzmöglichkeiten vor dem Schnee bzw. Ausweichverhalten der Art auf<br />

windexponierte Kuppen, sowie die fehlende Berücksichtigung des Kontaktes mit einer<br />

größeren Metapopulation. Folgende Szenarien wurden erstellt:<br />

a) katastrophale Klimaereignisse (50% Bestandsverlust) mit festgelegter Häufigkeit<br />

(empirisch auf alle 10 Jahre festgelegt) bei 25 Jahren Laufzeit des Modells<br />

b) gute, mittlere und schlechte Brutjahre im Verhältnis zueinander<br />

c) Kombination aus a) und b)<br />

Ergebnis ihrer Untersuchung ist, dass eine Population, die nicht durch katastrophale<br />

Wettereinflüsse beeinträchtigt wird (hypothetisch), eine positive Wachstumsrate (1,072%)<br />

aufweist, wobei die Überlebensrate der Jungvögel und der Bruterfolg subadulter und<br />

adulter Weibchen am wichtigsten sind. Bei Szenario a) ergibt sich eine stabile Population,<br />

die Wachstumsrate liegt bei 1,001%. Erhöht man die Auftretenswahrscheinlichkeit für<br />

schneereiche Winter auf alle 5 Jahre, so liegt die Wachstumsrate nur noch bei 0,935% und<br />

das Aussterberisiko nach 25 Jahren bei 11,6%. Nimmt man für Szenario b) die<br />

beobachteten Verhältnisse (Alpes Maritimes, 1982 bis 1997) von 0,3 : 0,5 : 0,2 an, so liegt<br />

die Wachstumsrate bei 0,969%. Stabile Verhältnisse sind mit dieser Methode erst bei der<br />

hypothetischen Ausgangslage 0,5 : 0,3 : 0,2 zu erreichen, ein Wachsutm bei 0,4 : 0,5 : 0,1.<br />

Szenario b) kommt also zu etwas geringeren Wachstumsraten. Bis hierher stimmen die<br />

Ergebnisse gut mit den von BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) empirisch ermittelten<br />

Bestandszahlen überein. Szenario c) ergibt (bei einem Verhältnis von 0,3 : 0,5 : 0,2 eine<br />

Wachstumsrate von 0,906% und 27,1% Aussterbewahrscheinlichkeit. Die wohl etwas zu<br />

stark negative Tendenz könnte durch eine zu kleine Stichprobe (n = 37) oder einige der<br />

eingangs genannten Fehlerquellen verursacht sein.<br />

Als Fazit weisen BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) auf eine ausreichende<br />

Vernetzung der Populationen in den Französischen Südalpen hin, dort bestehe kein reales<br />

Aussterberisiko. Am Nordwestrand der Verbreitung, wo Verluste nicht über<br />

Populationsaustausch aufgefangen werden können, bestehe aber ein akutes<br />

Aussterberisiko. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass es keine<br />

Einschätzungen über die Mindestgröße einer überlebensfähigen Population (minimum viable<br />

population – MVP) für das Steinhuhn gibt. Dabei handelt es sich um ein generelles Problem<br />

des Artenschutzes (SOULÉ 1987). Eine fundierte Einschätzung einer MVP kann nur unter<br />

Berücksichtigung von sowohl populationsbezogenen Faktoren (Reproduktion, Mortalität,<br />

Mobilität etc.) als auch von Umwelteinflüssen (Habitatqualität, Anfälligkeit gegenüber<br />

Klimaeinflüssen etc.) erfolgen. Dies war im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu<br />

bewerkstelligen. Wichtige Hinweise zur Mobilität der Art geben aber Telemetrie-Studien<br />

von HAFNER (1994) und BERNARD-LAURENT (1991). Demnach können zwischen den<br />

Sommer- und Winterhabitaten des Steinhuhns zwischen 6 bis 9 km liegen, in Extremfällen<br />

sogar bis zu 25 km. Dabei werden unterschiedliche Täler und Berggruppen angeflogen.

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