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DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg

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6 Diskussion 83<br />

Aktionsplan anbieten. Eine weitere Prioritätsart, deren Lebensraum sich ebenfalls teilweise<br />

mit dem des Steinhuhn überschneidet, ist das Birkhuhn (Tetrao tetrix). Auch diese Art hat<br />

von der Alpwirtschaft profitiert, unter anderem durch das herabsetzen der Waldgrenze für<br />

die Gewinnung von Brennholz und Weideflächen. Ähnlich wie beim Steinhuhn konnten so<br />

klimatisch günstigere Bereiche besiedelt werden (ZBINDEN & SALVIONI 2003). Auch hier<br />

wären bei Maßnahmen zum Schutz einer Art Mitnahmeeffekte zu erwarten.<br />

Das Steinhuhn ist allerdings durch eine ansteigende Waldgrenze wohl nicht in seinem<br />

Bestand gefährdet. Daher fordert HAFNER (1994) eine stärkere Rolle des Flächenschutzes<br />

in den natürlichen Lebensräumen (extreme Steillagen, großflächige, unbewaldete Hänge mit<br />

hohem Felsanteil von der Waldgrenze an aufwärts, s. Abb. 22). Dies reiche im Hochgebirge<br />

(der Autor bezieht sich auf Ergebnisse aus den Hohen Tauern) zum Erhalt<br />

überlebensfähiger Populationen aus. Er schlägt die Einrichtung mehrerer Schutzgebiete<br />

von 50 000 ha Größe in weitgehend nicht erschlossenen Gegenden vor. Da die<br />

beschriebenen Strukturen für Massentourismus weniger attraktiv sind, bewerte ich dies als<br />

sinnvolle, und in Zeiten überall knapper Naturschutzmittel kostengünstige Maßnahme, die<br />

sich ohne größere Nutzungskonflikte durchsetzen ließe. Die Bedeutung von<br />

Schutzgebieten für den Erhalt gefährdeter Arten wird auch von anderen Autoren bestätigt.<br />

BERGER (2003) spricht von einer Bedeutung der Nationalparks, ohne die viele Arten<br />

wesentlich geringere Bestände aufweisen würden, oder bereits ausgestorben wären.<br />

Allerdings wurden diese Erkenntnisse an migrierenden Großsäugern eines amerikanischen<br />

Nationalparks gewonnen. Aber auch ARAUJO et al. (2002) kommen zu dem Ergebnis, dass<br />

eine Schutzgebietsausweisung in Gebieten mit hoher Vorkommenswahrscheinlichkeit von<br />

Brutvogelarten die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese Bestände in der nahen Zukunft<br />

erhalten bleiben. Ob das auch langfristig gilt, hängt von der Populationsdynamik der<br />

einzelnen Arten ab.<br />

6.3.3 Schutzkonzept für das Steinhuhn<br />

In einem Spannungsfeld, zwischen internationaler Verantwortung für den Erhalt der Art<br />

(ZBINDEN & SALVIONI 2003) und Forderungen nach weiterer Ursachenforschung für den<br />

Rückgang der Art (LÜPS 1981a) einerseits und der Erkenntnis, dass die Art bei „günstigen“<br />

klimatischen Bedingungen aus dem Südosten eingewandert ist, und bei veränderten<br />

Bedingungen eben auch wieder verschwinden kann andererseits, müssen sämtliche<br />

Schutzmaßnahmen betrachtet und diskutiert werden.<br />

Bei einer Art, welche in alpinen „Urlandschaften“, die sich zumindest in absehbarer Zeit<br />

nicht wesentlich verändern werden (HAFNER 1994), ausreichend Nachkommen für eine<br />

überlebensfähige Population reproduzieren kann, halte ich die oben genannten Vorschläge<br />

(Schutzgebietsstrategie) aus ideellen und finanziellen Gründen für die geeignete Lösung.<br />

Denn die Berglandwirtschaft der Jahrhundertwende wird kaum wieder auferstehen<br />

(HAFNER 1994). Im Sinne der oben genannten Gliederung nach ODASSO & FRANCESCHI<br />

(1998) entspräche dies der obersten Ebene. Maßnahmen der zweiten Ebene, soweit sie

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