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DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg

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6 Diskussion 76<br />

„Gebüschwald“ weist in der Modellierung der vorliegenden Arbeit auf nationalem Maßstab<br />

bis zu einem Flächenanteil an der Rasterfläche von knapp 30% einen positiven<br />

Zusammenhang mit dem Vorkommen des Steinhuhns auf (Abb. 11). Die<br />

Zusammensetzung des Nutzungstyps mit den Hauptarten Alnus viridis, Pinus mugo und<br />

Corylus avellana verdeutlicht, dass es sich hierbei kaum um Bruthabitate für das Steinhuhn<br />

handelt (HAFNER 1994). Im Frühling können Erlengebüsche aber durchaus zur Äsung<br />

genutzt werden (HAFNER 1994) und sind aus Sicht des Steinhuhns positiver zu bewerten<br />

als beispielsweise „Geschlossene Wälder“.<br />

Eine mögliche Kompensation klimabedingter „Verluste“ an der unteren<br />

Lebensraumgrenze durch gleichzeitigen „Gewinn“ an Lebensraum durch Entstehung neuer<br />

Alpiner Matten auf aktuell vegetationslosen Flächen wird durch den „Gipfeleffekt“ (nichtplanimetrisches<br />

Verhalten der Flächen im Hochgebirge im Vergleich zu großen Flächen in<br />

tieferen Lagen) eingeschränkt, zumal zuerst eine komplette Bodenentwicklung stattfinden<br />

muss.<br />

Die Temperaturveränderung, welche zur Zunahme der Waldfläche und somit zu<br />

Habitatverlusten beim Steinhuhn führen könnte, wird auch die Niederschlagshäufigkeit<br />

(insbesondere Starkregenereignisse) um durchschnittlich 20% ansteigen lassen (BOLLIGER<br />

2002). Dies kann zu weiteren Bestandseinbußen führen (vgl. Kap. 6.3.1).<br />

Bei der Diskussion um die Entwicklung der Waldgrenze und den Einfluss auf den<br />

Lebensraum darf aber nicht vergessen werden, dass es sich beim Steinhuhn um einen<br />

Vertreter des turkestanisch-ostmediterranen Faunenelements handelt. Natürliche Prozesse<br />

führten im Alpenraum zur Verdrängung das Steinhuhn seit dem Ende der Eiszeit durch<br />

den sukzessiven Anstieg der Waldgrenze in die Krüppelzone und andere Randbereiche<br />

(LÜPS 1981b, HAFNER 1994). Erst der Mensch hat durch Rodungen und Weidebetrieb der<br />

Art unterhalb der Waldgrenze großflächig Lebensraum erschlossen (vgl. Kap. 6.3.1). Eine<br />

Rückentwicklung dieser Eingriffe muss zu Veränderungen im Steinhuhnbestand führen<br />

(HAFNER 1994). In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass die nach der<br />

vorliegenden Analyse bevorzugte Julitemperatur (10° C, Abb. 10) sehr gut mit der<br />

potentiellen Waldgrenze übereinstimmt. Dies deutet darauf hin, dass die Art eventuell „mit<br />

der Waldgrenze ansteigen“ könnte. Sollte die bereits beschriebene „Versteppung“ der<br />

zentralalpinen Täler tatsächlich eintreten, so kann sich außerdem der von PRÄSENT (1979)<br />

formulierte Nachteil eines „Einwanderers aus dem Südosten, ursprünglich ein Bewohner<br />

von Halbwüsten und Steppen ohne besondere Anpassungen an das rauhe Klima“ auch<br />

zum Vorteil entwickeln. Beobachtungen aus dem Apennin und Sizilien zeigen, dass bei<br />

dem dortigen Klima die Bindung an südexponierte Hänge und bestimmte Höhenstufen<br />

weniger stark oder gar nicht mehr feststellbar ist (DE FRANCESCHI 1994). Dem steht<br />

allerdings die Möglichkeit einer Zunahme von Starkregenereignissen entgegen.<br />

Die Bewertung klimabedingter Veränderungen in der Artenzusammensetzung wird<br />

gegenwärtig kontrovers diskutiert. Das Verschwinden von Arten kann als natürlicher<br />

Prozess angesehen werden. STRIEN (1997) sieht in seiner Arbeit zu einem

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