DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg
DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg
DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 Diskussion 76<br />
Biodiversitätsindex für die Niederlande das Aussterben von Arten gleichwertig an wie das<br />
Neuerscheinen, da dies oft durch die gleichen großräumigen Klimaveränderungen<br />
verursacht werde. Eine Gewichtung sei nur in Fällen internationaler Bedeutsamkeit<br />
gerechtfertigt. Diese liegt für das Steinhuhn in der Schweiz bei einem Anteil am<br />
europäischen Bestand von etwa 7,5% allerdings vor (ZBINDEN & SALVIONI 2003, siehe<br />
auch KELLER & BOLLMANN 2001).<br />
THOMAS et al. (2003) warnen auf Grundlage von Modellschätzungen auf etwa 20% der<br />
terrestrischen Erdoberfläche mit über 1000 endemischen Pflanzen- und Tierarten, dass im<br />
Jahr 2050 je nach Klimaszenario (schwach-mittel-stark) 18%, 24%, oder 35% der<br />
untersuchten Arten aussterben könnten. Unter Einbeziehung von Expertenwissen<br />
hinsichtlich Verbreitungstendenzen und Bestandsentwicklung (Rote Listen auf IUCN-<br />
Grundlage) kommen sie für die gleichen Szenarien sogar auf 23%, 32% und 46% der<br />
untersuchten Arten. Die Autoren betonen, dass die Zahlen nicht als präzise Vorhersagen<br />
verstanden werden sollten, aufgrund der zunehmenden Bedrohung der Artenvielfalt durch<br />
Klimawandel, die inzwischen mindestens den gleichen Stellenwert wie Habitatzerstörung<br />
besitzt, liefern sie aber eine Einschätzung der Größenordnung dieser Gefahr. Die durch die<br />
Klimaerwärmung neu besiedelbaren Habitate werden nach THOMAS et al. (2003) durch<br />
Zerstörung und Fragmentierung anderswo kompensiert, gar nicht erst besiedelt, oder von<br />
Invasiv-Arten besetzt.<br />
Letztlich komme ich zu dem Schluss, dass die in Kapitel 5.5 dargestellten Ergebnisse eher<br />
als Vorschläge und Diskussionsgrundlage, denn als konkrete Prognosen zu verstehen sind.<br />
Die fehlende Berücksichtigung des menschlichen Einflusses und der Reaktionszeit, welche<br />
die Umwelt braucht, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, führt zu einer<br />
zu „positiven“ Prognose des Anstiegs der Waldgrenze. Es ist aber festzustellen, dass neben<br />
Vorteilen einer möglichen Waldausdehnung (Schutzwald, Wasserhaushalt, wirtschaftlicher<br />
Ertrag, Kohlenstoffbindung und damit Reduzierung des CO 2 ) gleichzeitig auch ein<br />
Lebensraumverlust für das Steinhuhn und andere Arten (z.B. Birkhuhn (Tetrao tetrix)) und<br />
eine Abnahme der landschaftlichen Vielfalt eintreten würden (STROBEL & BRÄNDLI 1998).<br />
Durch Modellierung konnten GUISAN & THEURILLAT (2000) zeigen, dass auch viele<br />
Pflanzenarten durch einen Anstieg der Temperaturen Lebensraum verlieren würden.<br />
Aufgrund des Spielraumes, welcher sowohl zwischen den Szenarien der eigenen<br />
Prognosen, als auch derjenigen von THOMAS et al. (2003) zu beobachten ist, muss alles<br />
unternommen werden, um möglichst nur die Minimal-Szenarien Realität werden zu lassen.