DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg
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6 Diskussion 74<br />
Atlasmodell in der vorliegenden Arbeit wird nicht ausreichen, um geeignete Maßnahmen<br />
für den Erhalt von Prioritätsarten wie dem Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix)<br />
abzuleiten, bei denen nach BOLLMANN et al. (2002) die Ursachen für den<br />
Bestandsrückgang ungeklärt sind.<br />
6.2.4 Überlegungen zur Klimaveränderung<br />
Eine globale Erwärmung war im letzten Jahrhundert weltweit (IPPC 2001) und speziell im<br />
Alpenraum (BENISTON et al. 1997) feststellbar. Die These, dass die globale Erwärmung im<br />
21. Jahrhundert fortschreitet und sich beschleunigen wird, ist inzwischen allgemein<br />
akzeptiert. Die Alpenvegetation der Schweiz mit vertikaler (Höhengradient) und<br />
horizontaler (Nord-Südgradient durch Alpenbogen als Klimaschranke) Klimadiversität ist<br />
dabei besonders anfällig für Klimaveränderungen (BOLLIGER 2002).<br />
Für eine einfache Berechnung der potentiell waldfreien Fläche in der Schweiz legte ich<br />
nach Vorschlägen von PD Dr. FELIX KIENAST (WSL) und kritischer Durchsicht von Prof.<br />
Dr. MARTIN BENISTON (Uni Fribourg) regional angepasste Temperaturszenarien fest.<br />
Demnach ist der Temperaturanstieg in Hochlagen besonders stark (siehe auch BENISTON<br />
et al. (1997)). Die Güte der Prognose hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen können<br />
Fehler beim Festlegen der potentiellen Waldgrenze auftreten, zum anderen kann die<br />
Prognose des Temperaturanstiegs fehlerhaft sein.<br />
Die Diskussion um die Gleichsetzung einer Juliisotherme von etwa 10° C mit der<br />
potentiellen Waldgrenze wird seit über 100 Jahren geführt (z.B. KÖPPEN (1919),<br />
EGGENBERG (1995) und KÖRNER (1998)). Für eine pragmatische Anwendung stellt die<br />
aktuelle Experteneinschätzung ein praktikables Instrument dar. Die angewendeten<br />
Klimaszenarien berücksichtigen regionale Unterschiede und liefern eine Vorhersage<br />
differenzierter Intensität. Dadurch wird der aktuelle Stand der Forschung wiedergegeben.<br />
Wünschenswert wäre neben der Flächenberechnung anhand der potentiellen Waldgrenze<br />
auch die Berücksichtigung der aktuellen Verhältnisse (niedrigere Waldgrenze durch<br />
anthropogenen Einfluss) gewesen. Da mir aber keine digitalisierte Form der aktuellen<br />
Waldgrenze vorlag, war dies nicht möglich. Es muss aber betont werden, dass zwischen<br />
dem potentiellen Zustand wie er in Abbildung 20 und Anhang 2.10 dargestellt wird und der<br />
aktuellen Situation ein großer Unterschied besteht. Der anthropogene Einfluss wird auch<br />
bei den weiteren Szenarien nicht berücksichtigt. Die nach der digitalisierten Waldgrenze<br />
von WOHLGEMUTH (1993) errechnete heute potentiell waldfreie Fläche ist deutlich größer<br />
als diejenige auf Basis der 9,5° Juliisotherme (Tab. 29). Dies deutet darauf hin, dass bei der<br />
Methode der Interpolation über das höchste Waldvorkommen jeder Talschaft die<br />
anthropogene Nutzung teilweise berücksichtigt wird.<br />
Die Ergebnisse (Tab. 29) zeigen aber eine eindeutige Tendenz, welche im Extremfall zum<br />
fast völligen Verschwinden der waldfreien Fläche führt. Dies würde bedeuten, dass dem<br />
Steinhuhn in etwa 100 Jahren kein Lebensraum mehr zur Verfügung steht. Dieser