14.05.2014 Aufrufe

Die Untersuchung können Sie hier aus dem Netz als pdf-Datei ...

Die Untersuchung können Sie hier aus dem Netz als pdf-Datei ...

Die Untersuchung können Sie hier aus dem Netz als pdf-Datei ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Planungssicherheit, die durch die Mehrjährigkeit der Verträge bewirkt würde, sei allerdings<br />

heute in der politischen Szene fest verankert; ein gewisses Spannungsfeld gegenüber <strong>dem</strong><br />

Parlament würde aber dennoch bestehen.<br />

Ein Vertreter der Bezirke sieht in den längeren Vertragslaufzeiten vor allem den Vorteil, dass<br />

die fachliche Arbeit im stärkeren Maße unabhängiger von politischen Entscheidungen sei,<br />

besonders dann, wenn die Laufzeiten über Wahlzyklen hinweg gingen. Denn nach den Wahlen<br />

sei man seitens der Politik immer noch an die Verträge gebunden. „<strong>Sie</strong> sind eben auch<br />

unabhängiger von der Politik. Und auch deshalb halte ich Treuhandverträge eigentlich für<br />

richtig.“ 84<br />

<strong>Die</strong> Wohlfahrtsverbände problematisieren jedoch stärker den Einflussverlust der Politik. Der<br />

Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin spricht von „großem Misstrauen der Politik gegenüber<br />

den Verträgen“ 85 in der Anfangszeit, denn durch die Verträge hätten die Abgeordneten<br />

auf einmal keine direkten Informationen über die Projekte mehr erhalten. Der interviewte<br />

Vertreter des Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt Berlin schätzt die Beurteilung der Verträge<br />

durch die Politik ebenfalls ambivalent ein, weil „Politik früher unmittelbar in einzelnen<br />

Bereichen auch Festlegungen treffen konnte. (…) Zu sagen 'Wir wollen jetzt, dass dieses und<br />

jenes gefördert wird', das ist nicht mehr möglich. Das ist <strong>als</strong>o durch die treuhänderischen<br />

Zuwendungsverträge auf freie Wohlfahrtsverbände und entsprechende Senatsverwaltungen<br />

<strong>aus</strong>schließlich begrenzt. Politiker <strong>können</strong> Anregungen geben. Das befriedigt sie nicht unbedingt.“<br />

86<br />

Ende des Lobbyismus<br />

<strong>Die</strong> Einführung der Treuhandverträge bedeutete das Ende des parlamentarischen Lobbyismus<br />

– so die Einschätzung von Senatsverwaltung, Wohlfahrtsverbänden und politischen<br />

Vertretern. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin beschreibt die Situation vor Einführung<br />

der Treuhandverträge folgendermaßen: 1994 gab es einen Staatssekretär, „einen sehr<br />

tatkräftigen, unkonventionellen Menschen. (…) Und die Projekte standen immer im Herbst,<br />

wenn H<strong>aus</strong>haltsverhandlungen im Parlament waren, da am Schöneberger Rath<strong>aus</strong> oder am<br />

Roten Rath<strong>aus</strong> später. Und jeder hatte seinen Abgeordneten. Und jeder Abgeordnete kämpfte<br />

denn für irgendeine viertel Stelle für das Projekt. (…) Und dieser Staatssekretär war es<br />

grundsätzlich leid, dass das hohe H<strong>aus</strong>, das Parlament, sich beschäftigt mit einer halben Stelle.<br />

Und er wollte im Grunde diese öffentliche Diskussionen weg haben.“ 87 Ein Staatssekretär<br />

a.D. äußert sich diesbezüglich wie folgt: „Sauer geworden bin ich, <strong>als</strong> ich gemerkt habe, wie<br />

eine ganze Reihe von Zuwendungsempfängern meinen dam<strong>als</strong> mir übergeordneten völlig<br />

unerfahrenen Senator, der hatte nun wirklich von tuten und blasen keine Ahnung gehabt,<br />

und der mir auch ganz klar vorgeordnet worden war mit der Bemerkung vom damaligen Regierenden<br />

Bürgermeister von Berlin 'Er hat keine Ahnung. <strong>Sie</strong> müssen die Arbeit machen'.<br />

84 Interview Nr. 10 mit einem Vertreter des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf, Zeilen 458-460.<br />

85 Interview Nr. 1 mit einem Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Zeilen 451-452.<br />

86 Interview Nr. 13 mit einem Vertreter des Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt Berlin, Zeilen 321-328.<br />

87 Interview Nr. 14 mit einem Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Zeilen 48-59.<br />

B E R L I N E R T R E U H A N D V E R T R Ä G E S E I T E | 46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!