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Auch <strong>aus</strong> parlamentarischer Sicht wird die Situation ähnlich beurteilt: „Also ich sehe schon<br />
einen politischen Nutzen. (…) Erster Punkt ist, dass das Parlament vom Senat (…) nicht Projektlisten<br />
und Projektvorschläge zur Beschlussfassung vorgelegt bekommt. Wo dann der<br />
Lobbyismus einzelner Parlamentarier, oder ganzer Gruppen von Parlamentariern den Ausschlag<br />
darüber gibt, wer eine Förderung im Land Berlin für bestimmte soziale oder<br />
gesundheitliche Aufgaben erhält. Das war in ganz ganz früheren Zeiten schon so.“ 91 <strong>Die</strong> unmittelbare<br />
H<strong>aus</strong>haltsverantwortung des Abgeordnetenh<strong>aus</strong>es für die Förderung einzelner<br />
Projekte sei – so ein Vertreter der Bezirke – mit den Treuhandverträgen sukzessive an die<br />
Wohlfahrtsverbände übertragen worden.<br />
Zusammenfassend lässt sich <strong>hier</strong> festhalten, dass sich die wechselseitige politische Einflussnahme<br />
zwischen Projekten und Politik nach Einschätzung der interviewten Experten durch<br />
die Treuhandverträge stark reduziert hat. Als Gründe werden die mehrjährigen Laufzeiten<br />
der Verträge, die in der Folge ein jährliches Eingreifen im Rahmen der H<strong>aus</strong>haltsplanung verhindern<br />
sowie die Übertragung von (Mit-) Entscheidungsrechten an Wohlfahrtsverbände<br />
und der Bedeutungsverlust des klassischen Projekt-Lobbyismus gegenüber Abgeordneten<br />
angegeben.<br />
IV. d. „Das ist für mich auch 'n bisschen Empowerment “ – Autonomie<br />
der Träger<br />
<strong>Die</strong> Treuhandverträge haben Einfluss auf den Grad an organisatorischer und fachlicher Autonomie<br />
der leistungsnehmenden <strong>Die</strong>nste und Einrichtungen.<br />
Verantwortungsübertragung<br />
Es reiche allerdings nicht, den Einfluss der Politik auf die Projekte reduziert zu haben – so ein<br />
Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin – sondern es komme jetzt auch darauf<br />
an, den Leistungsträgern mehr Verantwortung zu übertragen: „Das ist für mich auch ein<br />
bisschen Empowerment. Also das ist, mehr Verantwortung auf die Seite der Träger geben.<br />
Das ist in meinen Augen eine Professionalisierung der Strukturen der Arbeit.“ 92 <strong>Die</strong> direkte<br />
Steuerung solle nach den Worten eines weiteren Verbandsvertreters von den Projekten <strong>aus</strong>gehen:<br />
„Also ich denke, dass es viel besser ist, wenn man die Steuerung auch so in die<br />
Projekte hineinlegt, wenn man einen Rahmen macht und sagt 'Das ist deins'.“ 93 Der Rahmen<br />
sei nach Auffassung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin und des Landesverbandes<br />
der Arbeiterwohlfahrt Berlin durch Zielvorgaben zu setzen, die gemeinsam mit allen Beteiligten<br />
diskutiert und erarbeitet werden müssen, so dass diese deren inhaltliche Ausrichtung<br />
mitbestimmen und beeinflussen <strong>können</strong>. <strong>Die</strong> Leistungsträger hätten dadurch einen stärkeren<br />
Einfluss erhalten, und man könne dadurch die politischen Vorgaben mit der Realität der<br />
Träger vor Ort abgleichen.<br />
91 Interview Nr. 12 mit einem Vertreter des Parlaments, Zeilen 176-183.<br />
92 Interview Nr. 1 mit einem Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Zeilen 306-309.<br />
93 Interview Nr. 14 mit einem Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Zeilen 682-684.<br />
B E R L I N E R T R E U H A N D V E R T R Ä G E S E I T E | 48