Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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5 Eine qualitative Befragung 95<br />
Bei den Strategien der befragten Personen, die der direkten Aktion zugeteilt worden<br />
sind, sind sowohl problem- als auch emotionsorientierte Funktionen zu finden.<br />
So sind Sport, Spaziergänge und das Ausleben von Ärger emotionsorientiert<br />
einzuordnen und Aktionen wie die Mitmenschen aufklären, das Einnehmen von<br />
Medikamenten und die Umstellung der Ernährung sind problemorientiert einzustufen.<br />
Entspannungsübungen, Meditation etc. können beiden Funktionen zugeteilt<br />
werden, da hier<strong>mit</strong> zum einen versucht wird die Situation zu verbessern, also<br />
eine Reduzierung der Tics angestrebt wird, gleichzeitig aber auch die Emotionen<br />
reguliert werden.<br />
Die Strategien der Aktionshemmung werden als problemorientiert gewertet, da<br />
z.B. <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Verzicht auf Fleisch versucht wird eine Problemlösung zu finden,<br />
also da<strong>mit</strong> versucht wird die Tics zu reduzieren.<br />
Bei den intrapsychischen Bewältigungsformen wird bei den genannten Strategien<br />
nur eine als problemorientiert gedeutet, nämlich die Ablenkung durch geistige<br />
Beschäftigungen oder durch Freunde, um dadurch unangenehme Situationen erträglicher<br />
zu gestalten. Die übrigen Bewältigungsstrategien werden als emotionsregulierend<br />
eingeschätzt.<br />
Problemorientierte und emotionsorientierte Funktionen sind auch bei der Bewältigungsform<br />
Wendung an andere um Hilfe und Unterstützung zu finden. Emotionsregulierend<br />
sind die emotionale Unterstützung durch die Eltern, <strong>mit</strong> Freunden<br />
über die Belastungen reden und der Gedanke, dass man nicht alleine <strong>mit</strong> der Erkrankung<br />
ist. Als problemorientiert ist wieder die Strategie sich <strong>mit</strong> Freunden abzulenken<br />
zu nennen. Die anderen Strategien, die ebenfalls aufgeführt sind, können<br />
zu beiden Funktionen gedeutet werden, nämlich zum einen der Kontakt und Austausch<br />
<strong>mit</strong> anderen Betroffenen und zum anderen der Einsatz für die TGD. So<br />
können einerseits Lösungsvorschläge von anderen Betroffenen für die eigene Person<br />
übernommen werden und außer<strong>dem</strong> Öffentlichkeitsarbeit für das <strong>Tourette</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> geleistet werden, so dass dieses bekannter wird und andererseits können<br />
durch den Kontakt zu anderen Betroffenen die Emotionen positiv reguliert werden.<br />
Die Bewältigungsstrategien können auch nach <strong>dem</strong> Konzept Abwehr und Coping<br />
nach STEFFENS & KÄCHELE (1988) betrachtet werden, da sowohl Formen der Ab-