Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 14<br />
2.2.4 Komorbide Störungen<br />
Für die Diagnose des <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s sind ausschließlich die motorischen und<br />
vokalen Tics entscheidend, dennoch treten bei den meisten Betroffenen zusätzliche<br />
Begleiterscheinungen auf, die teilweise und im Verlauf der Erkrankung sogar<br />
noch mehr beeinträchtigen können als die Tic-Symptomatik. Nur etwa 10 % der<br />
Patienten haben ein reines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> (ROTHENBERGER et al., 2003, S.<br />
550). Diese treten dann gehäuft auf, wenn die Tic-Störung früh beginnt und die<br />
Tic-Symptomatik stark ausgeprägt ist. Auch wenn eine familiäre Belastung <strong>mit</strong><br />
Tic-Störungen besteht, sind komorbide Störungen öfter auffindbar.<br />
2.2.4.2 Hyperkinetisches <strong>Syndrom</strong><br />
Die häufigste Begleiterscheinung bei <strong>dem</strong> <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist das Hyperkinetische<br />
<strong>Syndrom</strong> (HKS), das bei etwa 30 – 80% der Betroffenen <strong>mit</strong> einem <strong>Tourette</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> vorkommt (KLUG, 2003, S. 19). Meistens tritt das HKS schon zwei bis<br />
drei Jahre vor der <strong>Tourette</strong>-Symptomatik auf.<br />
Vorrangiges Merkmal des HKS ist eine Aufmerksamkeitsstörung, auch Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom<br />
(ADS) genannt, die häufig vor <strong>dem</strong> Auftreten der Tics<br />
auftritt. Das ADS zeichnet eine mangelnde Konzentrationsfähigkeit aus und die<br />
Betroffenen sind leicht ablenkbar, unstrukturiert und haben Probleme angefangene<br />
Sachen zu Ende zu bringen (HERPERTZ-DAHLMANN, 2004).<br />
Das ADS kann zusätzlich auch noch <strong>mit</strong> körperlicher Unruhe, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung),<br />
auftreten. Hier scheinen die Patienten<br />
„stetig >auf Achse< zu sein“ (ROTHENBERGER, 1991, S. 53), es fällt ihnen schwer<br />
ruhig sitzen zu bleiben, sie handeln oft, bevor nachgedacht wurde und wechseln<br />
häufig von einer Aktivität zur nächsten. In einigen Fällen gehen ADS und ADHS<br />
auch <strong>mit</strong> mangelnder kognitiver oder emotionaler Impulskontrolle einher. Ein<br />
Hinweis auf mangelnde kognitive Impulskontrolle ist rasches und flüchtiges Arbeiten.<br />
Mangelnde emotionale Impulskontrolle äußert sich oft in verbalem „Jähzorn“<br />
(JOSEPH U. ROTHENBERGER, 2002b, S. 11). In seltenen Fällen kommt es hier<br />
zu sehr aggressiven und auch sozial unerwünschten Verhaltens.