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Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland

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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 26<br />

Tics von den Konsequenzen, die darauf folgen, bestimmt wird (ROTHENBERGER,<br />

1991). Die Patienten werden, nach<strong>dem</strong> sie einen Tic nicht durchgeführt haben<br />

bzw. dafür eine andere Verhaltensweise eingesetzt haben, positiv verstärkt, in<strong>dem</strong><br />

sie z.B. Lob bekommen oder Aktivitäten ausüben dürfen, die sie gerne machen.<br />

Als Folge von Tics ist die Bestrafung, z.B. der Ausschluss von einer Gruppe, weniger<br />

hilfreich und erweist sich als problematisch, besonders für Betroffene, die<br />

schon oft negative Reaktionen von der Umwelt erlebt haben und deren Selbsterleben<br />

beeinträchtigt ist. Wirksamer ist es dann, positive und negative Verstärkung<br />

auszulassen (BANASCHEWSKI U. ROTHENBERGER, 2003). Wichtig bei <strong>dem</strong> Kontingenzmanagement<br />

ist es, dass die Patienten akzeptiert haben, dass ihre Tics nur<br />

begrenzt kontrolliert werden können.<br />

Das am häufigsten eingesetzte Verfahren ist die massierte oder negative Übung.<br />

Hierbei führt der Patient einen bestimmten Tic willentlich und exzessiv für eine<br />

festgelegte Zeit, mindestens 15 Minuten unterbrochen von nur kurzen Pausen, aus<br />

(ROTHENBERGER, 1991). Es soll sich hierbei nach längerer willkürlicher Tic-<br />

Ausführung eine reaktive Hemmung ausbilden, wodurch die Tic-Häufigkeit reduziert<br />

werden soll. Mehrere Studien berichten bei dieser Vorgehensweise über<br />

kurzzeitige Verbesserungen, nur drei von über 20 Studien über langfristige Verbesserungen<br />

und einige Studien berichten sogar von einer Symptomverschlechterung<br />

(BANASCHEWSKI, ROTHENBERGER, 2003).<br />

Entspannungstechniken werden ebenfalls häufig in der Verhaltenstherapie eingesetzt,<br />

isoliert, aber auch als Komponente in einer multimodalen Behandlung. Da<br />

Tic-Symptome oft in Stresssituationen verstärkt werden, können Entspannungstechniken<br />

durch gezielte Übungen Stress reduzieren und da<strong>mit</strong> auch die Häufigkeit<br />

und den Schweregrad der Tics (ROTHENBERGER, 1991). Bestimmte Techniken<br />

sind z.B. die progressive Muskelentspannung, Atemtechniken, imaginative<br />

Verfahren (Vorstellen von Farben, Gerüchen, Geräuschen, ...) und das autogene<br />

Training. Das ausgewählte Verfahren sollte von den Betroffenen mindestens einmal<br />

am Tag für 10 bis 15 Minuten durchgeführt werden. In Angst- oder Anspannungssituationen<br />

sollte es ebenfalls für ein bis zwei Minuten ausgeübt werden.

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