Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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gleich hier in alle Bibliotheken gegangen und hab überall nach <strong>dem</strong> Wort geguckt<br />
und hab, 1986 war das, fast nichts gefunden.<br />
I.: Ja.<br />
H.: 1986 war <strong>Tourette</strong> Niemandsland in <strong>Deutschland</strong>. Das wurde eigentlich erst<br />
besser <strong>mit</strong> der Gründung der <strong>Tourette</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>, 1993. Aber auch nicht gleich,<br />
erst im Laufe der Jahre wurden Informationsschriften herausgegeben. Es gab fast<br />
nichts über das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Was wolltest du noch mal genau wissen?<br />
I.: Was das für ein Gefühl für dich nach der Diagnose war?<br />
H.: Es war natürlich auch eine gewisse Erleichterung, aber das dauerte eine Zeit<br />
lang. Ich hab damals erfahren, dass es in Mannheim am Zentralinstitut für seelische<br />
Gesundheit, Spezialisten dafür gibt, u. a. Dr. Dr. Schmidt und Prof. Dr. Rothenberger,<br />
und da bin ich dann hingepilgert und das waren auch die ersten, die<br />
ein bisschen was sagen konnten zu <strong>dem</strong> <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Aber es war alles immer<br />
sehr mager. Ich war sehr verzweifelt und so richtig helfen konnten die mir<br />
auch nicht, mich beruhigen oder ein bisschen Kraft geben. Ich war vielleicht auch<br />
erstmal als Patient interessant. Ich konnte einige Fragen stellen, aber das war irgendwie<br />
immer so kurz und so richtig befriedigt hat mich das eigentlich nicht. Ich<br />
hatte auch den Gedanke an eine eigene Familie. Die hatten mir früher immer gesagt,<br />
das was du hast, diese extrapriale Geschichte, das kann man nicht vererben.<br />
Mir wurde dann damals ziemlich unsanft beigebracht, dass das eigentlich gar<br />
nicht so sicher ist. Das man es vererben kann, es muss nicht sein, aber man kann<br />
es vererben. Dann war ich erstmal ziemlich geschockt. Da hab ich dann ein halbes<br />
Jahr bis Jahr da<strong>mit</strong> zu tun gehabt, bis ich das so akzeptieren konnte oder bis ich<br />
den Schock überwinden konnte. Das hat meine <strong>Leben</strong>splanung doch schon mehr<br />
oder weniger über den Haufen geworfen, weil ein eigenes Kind <strong>mit</strong> <strong>Tourette</strong>, das<br />
war für mich eine schlimme Vorstellung. Dass das Kind diese Hölle durchmachen<br />
muss, das wollt ich einfach nicht.<br />
I.: Und was hast du gedacht, bevor die Diagnose gestellt wurde? Hast du gedacht,<br />
dass das irgendwann vorbei geht?<br />
H.: Ja, ich hab eigentlich immer gedacht, ich war von einem grenzenlosen Optimismus<br />
durchströmt, nächste Woche werd ich’s los oder in zwei Wochen lern ich<br />
irgendwie den Arzt kennen, ich war ja ständig auf der Suche nach Ärzten. Das<br />
war ja schon fast eine Manie und ich war bestimmt bei über 100 Heilpraktikern,