Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 30<br />
2.4. Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> als Krankheit und als Behinderung<br />
Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> soll im Folgen<strong>dem</strong> zunächst unter <strong>dem</strong> Aspekt der chronischen<br />
Erkrankung eingeordnet werden und anschließend unter <strong>dem</strong> der Körperbehinderung.<br />
Es sollen da<strong>mit</strong> zwei unterschiedliche Sichtweisen beleuchtet werden,<br />
um das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.<br />
2.4.1 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> als chronische Erkrankung<br />
Um das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> in die Kategorie „chronische Erkrankung“ einzuordnen,<br />
soll zunächst im Folgenden erläutert werden, wodurch sich eine chronische<br />
Erkrankung auszeichnet.<br />
Nach BEUTEL (1988, S. 1) sind chronische Erkrankungen dadurch gekennzeichnet,<br />
dass sie „langfristig, häufig progredient bzw. <strong>mit</strong> phasenhaften Verschlimmerungen<br />
verlaufen oder unvorhersagbar wieder auftreten können.“ PETERMANN et al.<br />
(1987, S. 14) sehen den „langwierige[n] Verlauf und die Tatsache, daß eine vollständige<br />
Wiederherstellung des prämorbiden Gesundheitszustandes zunächst nicht<br />
absehbar ist“ als charakteristisch für chronische Krankheiten an. Ein Grund für<br />
den langdauernden Krankheitsprozess und die häufig nicht mögliche Heilung ist,<br />
dass die Ursachen der Medizin zwar teilweise bekannt, aber ihrem Wirkungskreis<br />
nicht zugänglich sind. Es ist aber auch möglich, dass die Ursachen der Erkrankung<br />
bis heute nicht erforscht werden konnten und sie deshalb nicht geheilt werden<br />
kann. Die medizinische Behandlung kann sich also nur darauf konzentrieren,<br />
den Krankheitsverlauf und die Folgen der Erkrankung zu modifizieren.<br />
Eine chronische Erkrankung ist von einer akuten Erkrankung abzugrenzen, die<br />
meist plötzlich beginnt und zu einem definitiven Ende führt. PETERMANN et al.<br />
(1987, S. 15) nehmen auch noch eine Abgrenzung zum Begriff der Behinderung<br />
vor, da hier nach sozialrechtlichen Gesichtspunkten die „psychosozialen Folgeprobleme<br />
körperlicher Störungen“ und nicht der „pathologische körperliche Pro-