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Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland

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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 13<br />

beobachten; dafür ist sie dann aber zu Hause, innerhalb der Familie, am ausgeprägtesten.<br />

Eher selten berichten Betroffene von einem Nachgefühl, ein Gefühl den Tic „nicht<br />

richtig“ ausgeführt zu haben. Ist dieses der Fall muss der Tic so oft willentlich<br />

ausgeübt werden, bis sich ein Gefühl einstellt, dass „genau richtig“ ist (a.a.O., S.<br />

126).<br />

In der Präpubertät, bis zum zwölften/dreizehnten <strong>Leben</strong>sjahr, ist häufig eine Verschlechterung<br />

der Symptomatik festzustellen, wobei sie in der Spätadoleszenz und<br />

im frühen Erwachsenenalter meistens abmildert. Bei den meisten Betroffenen, bei<br />

etwa zwei Drittel, zeigt sich im Laufe der Jahre eine stetige Verbesserung der Tic-<br />

Symptomatik, bei einigen verschwinden die Tics sogar vollständig, und nur bei<br />

wenigen zeigt sich lebenslang ein schweres und psychosozial beeinträchtigendes<br />

<strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> (ebd.). Die Spontanremissionsraten für das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

liegen zwischen 3 und 40% (ROTHENBERGER, BANASCHEWSKI, SINIATCHKIN,<br />

2003, S. 550). Bei allen Patienten besteht eine normale <strong>Leben</strong>serwartung.<br />

Den Ablauf eines Tics kann Nicht-Betroffenen am besten am Beispiel des<br />

Schluckaufs veranschaulicht werden, da dieses jeder schon einmal erlebt hat. Bei<br />

einem Schluckauf wird ein starker Drang nach Erfüllung des Bewegungsimpulses<br />

verspürt, der nur für eine gewisse Zeit unter Kontrolle gehalten werden kann.<br />

Kommt der Schluckauf schließlich, geht eine Zuckung durch den Körper, die in<br />

etwa <strong>dem</strong> ausgeführten Tic entspricht (HARTUNG, 1995).<br />

Ein Betroffener beschreibt den Vorgang eines Tics folgendermaßen:<br />

„In diesem Moment entwickelt sich in mir der Drang meine Augen stark zusammenzukneifen.<br />

Es ist ein Drang, der nicht bewusst von mir ausgeht, doch will ich ihm<br />

nachgeben? […] Ich kneife die Augen für etwa ein bis zwei Sekunden stark zusammen<br />

und öffne sie blitzartig wieder. Dies gibt mir große Befriedigung, der Drang ist<br />

weg. Wie lange er weg sein wird, ist ungewiss, aber vorübergehend ist er weg und<br />

das ist auch gut so“ (S., Philipp, 2005, S. 20).<br />

Oft besteht zu den Tics eine Komorbidität <strong>mit</strong> anderen sensomotorischen, kognitiven,<br />

emotionalen und/oder sozialen Verhaltensauffälligkeiten (ROTHENBERGER<br />

et al., 2003), die im Folgenden ausführlich erläutert werden.

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