Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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5 Eine qualitative Befragung 92<br />
auch nicht erklären konnte, da er selber nicht wusste, warum er hin und wieder<br />
einen Tic ausübt.<br />
Nach der Diagnose fühlten alle drei eine gewisse Erleichterung, da ihre Krankheit<br />
nun endlich einen Namen hatte und sie vor allem nun auch ihre Mitmenschen aufklären<br />
konnten. Hermann verspürte außer<strong>dem</strong> noch Angst, da, als vor 18 Jahren<br />
die Diagnose gestellt wurde, noch sehr wenig über das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> bekannt<br />
war und er <strong>dem</strong>zufolge auch nicht von Ärzten darüber vollständig aufgeklärt werden<br />
konnte.<br />
Anna und Sven können heute ihr <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> akzeptieren, da sie es nicht<br />
ändern können. Hermann kann dieses bis heute nicht, vor allem, weil vor zwei,<br />
drei Jahren bei ihm noch die Koprolalie dazu kam und die für ihn alles noch<br />
schlimmer machte, da er nicht noch <strong>mit</strong> einer Verschlimmerung gerechnet hätte.<br />
Für Hermann, Anna und für Sven sind die negativen Reaktionen der psychosozialen<br />
Umwelt sehr belastend. Hermann zieht sich dadurch oft aus <strong>dem</strong> sozialen <strong>Leben</strong><br />
zurück und Anna hat das Gefühl, dass sie oft nicht die Chance bekommt richtig<br />
kennen gelernt zu werden. Sven bedrückt es, dass seine Mitmenschen denken<br />
könnten, dass er ein „Idiot“ sei.<br />
Hermann belastet außer<strong>dem</strong> die Tic-Symptomatik an sich, die da<strong>mit</strong> zusammenhängende<br />
Unruhe und die Schmerzen, die durch Zuckungen und Krämpfe hervorgerufen<br />
werden (vgl. 4.2).<br />
Die Betroffenen nutzen Bewältigungsstrategien, die im Folgenden tabellarisch<br />
den Bewältigungsformen nach LAZARUS & LAUNIER zugeordnet werden sollen<br />
(vgl. 4.3.1.2). Hinter den einzelnen Bewältigungsstrategien wird in Klammern die<br />
Anzahl der Betroffenen genannt, die diese Strategie nutzen.