Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 27<br />
Langfristig angewendet können Entspannungstechniken einen Zustand geringeren<br />
Stresses erreichen.<br />
Die erfolgsversprechendste verhaltenstherapeutische Technik zur Tic-Behandlung<br />
ist das Training der motorischen Gegenregulation und Reaktionsumkehr.<br />
Dieses Verfahren wurde von der Arbeitsgruppe um Azrin untersucht (ebd.) und<br />
setzt sich aus mehreren Einzelverfahren zusammen. Zunächst wird ein Awarness-<br />
Training (Selbstwahrnehmungstraining) durchgeführt, um die Wahrnehmung der<br />
Tics zu erhöhen und die Beeinflussbarkeit durch innere und äußere Reize zu erkennen.<br />
Ziel ist es, dass der Patient eine Selbstkontrolle über seine Tics aufbaut.<br />
Hierbei ist es wichtig, dass Häufigkeit und Schwere der Tics bemerkt werden,<br />
dass Umgebungsmerkmale erkannt werden, die die Symptome beeinflussen und<br />
dass spezielle Bewegungen registriert werden, die einen Tic ausmachen. Um<br />
Stresssituationen zu reduzieren wird zusätzlich ein Entspannungstraining eingesetzt<br />
und um die Patienten zu motivieren ein Kontingenzmangement (BANA-<br />
SCHEWSKI, ROTHENBERGER, 2003). Im nächsten Schritt wird die motorische Gegenantwort<br />
eingeübt, d.h. es werden für die einzelnen Tic-Bewegungen entgegengerichtete<br />
Reaktionen erlernt. Es muss für jeden einzelnen Tic eine passende Gegenantwort<br />
überlegt werden, die den Tic verhindert. So kann z.B. versucht werden<br />
bei motorischen Tics, die Muskeln so stark anzuspannen, dass der Tic keine Möglichkeit<br />
hat aufzutreten. Voraussetzung hierfür ist es, dass die Patienten ihre Tics<br />
schon im Vorfeld wahrnehmen können, um rechtzeitig eine Gegenantwort einleiten<br />
zu können. Wichtig ist es außer<strong>dem</strong>, dass die Gegenantwort unauffällig im<br />
sozialen Kontext eingesetzt werden kann (ROTHENBERGER, 1991). Letztendlich<br />
wird ein Generalisierungstraining durchgeführt und die Vorgehensweise in Alltagssituationen<br />
eingeübt. Hierbei stellt sich der Patient vor, dass er sich in kritischen<br />
Situationen befindet, in denen verstärkt Tics auftreten. Wenn so bei <strong>dem</strong><br />
Betroffenen ein Vorgefühl entsteht, kann er die erforderlichen Übungen zu den<br />
einzelnen Tics immer wieder unter Aufsicht des Therapeuten üben.<br />
Außer<strong>dem</strong> wird in der Verhaltenstherapie die Technik der Modifikation sensomotorischer<br />
Vorgefühle eingesetzt. Die Tics werden dabei verstanden „als über<br />
negative Verstärkung operant konditionierter Reaktionen, die zur Reduktion die-