Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4 Belastungen und Bewältigungsstrategien 49<br />
„We define coping as constantly changing cognitive and behavioural efforts to manage<br />
specific external and/or internal <strong>dem</strong>ands that are appraised as taxing or exceeding<br />
the resources of the person.” 6<br />
Im folgenden Abschnitt soll das transaktionale Modell von LAZARUS ausführlich<br />
dargestellt werden und im späteren Verlauf dieser Arbeit als Grundlage der qualitativen<br />
Untersuchung dienen.<br />
4.3.1.1 Das transaktionale Modell von Lazarus<br />
LAZARUS (1995) geht, wie schon in der Definition (vgl. Kap. 4.2.2.1) deutlich<br />
wird, von der Grundannahme aus, dass Coping eine wechselseitige Auseinandersetzung<br />
darstellt, die einen Prozesscharakter hat, sich also ständig verändert.<br />
Demnach beeinflussen sich Person und Situation in Stresssituationen gegenseitig.<br />
Die Situation wirkt auf die Person ein, aber auch die Person bestimmt die Situation.<br />
LAZARUS (1995, S. 205) bezeichnet diese „adaptive Beziehung zwischen Person<br />
und Umwelt“ als Transaktion. Stress konstituiert sich in diesem transaktionalen<br />
Ansatz erst, wenn Umgebungsanforderungen oder interne Anforderungen die<br />
Ressourcen einer Person stark beanspruchen oder übersteigen.<br />
Coping ist nach LAZARUS ergebnisunabhängig, also auch Bemühungen und Anstrengungen<br />
werden als Bewältigungsarbeit betrachtet (BRODA, 1987).<br />
Die Einschätzung oder Bewertung („appraisal“) durch die entsprechende Person<br />
ist entscheidend dafür, ob eine Situation als belastend erlebt und behandelt wird.<br />
Belastungen und Stress sind <strong>dem</strong>nach subjektiv. LAZARUS folgt hierbei kognitiven<br />
Emotionstheorien, wobei Emotionen und Stress durch Kognitionen bestimmt<br />
werden (BEUTEL, 1988).<br />
LAZARUS (1995) unterscheidet drei Bewertungsprozesse: Mit der primären Einschätzung<br />
(primary appraisal) ist der Vorgang gemeint, „innerhalb dessen die<br />
Bedeutung einer Transaktion <strong>mit</strong> der Umwelt für das eigene Wohlbefinden einge-<br />
6 Übersetzung der Verfasserin: Wir definieren Coping als sich ständig verändernde, kognitive und<br />
verhaltensmäßige Bemühungen, <strong>mit</strong> spezifischen externen und/oder internen Anforderungen, die<br />
die Ressourcen einer Person beanspruchen oder übersteigen, fertig zu werden.