Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 28<br />
ser unangenehmen Körperempfindungen führen“ (BANASCHEWSKI U. ROTHEN-<br />
BERGER, 2003, S. 148). Es wird hierbei davon ausgegangen, dass einige Menschen<br />
<strong>mit</strong> einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ein sensomotorisches Vorgefühl spüren. Dieses Gefühl<br />
und auch die Anspannung der beteiligten Muskelgruppen sollen genau wahrgenommen<br />
werden und alternative, sozial akzeptablere Reaktionen eingesetzt<br />
werden, da<strong>mit</strong> die Anspannung abgebaut werden kann.<br />
Bei komorbiden Zwangssymptomen ist die Technik der Selbstbeobachtung zu<br />
empfehlen. Bei einigen Betroffenen führt die daraus resultierende verstärkte Aufmerksamkeit<br />
auf die Symptome allerdings auch zu einer Verstärkung der Zwangssymptomatik<br />
(ROTHENBERGER et al., 2003). Liegt eine komorbide hyperkinetische<br />
Symptomatik vor ist der Einsatz der Verhaltenstherapie auf Grund der erhöhten<br />
Impulsivität, herabgesetzten Aufmerksamkeitsfähigkeit, wenig Toleranz gegenüber<br />
Belohnungsaufschub und Frustration kritisch zu betrachten. Entspannungstechniken<br />
und Selbstbeobachtung sollten vor <strong>dem</strong> Einsatz bei einer Komorbidität<br />
<strong>mit</strong> Depressivität eingehend geprüft werden, da diese Techniken die Depressionen<br />
auch noch verstärken können.<br />
2.3.3 Andere Therapien<br />
Leiden die Betroffenen eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s vielmehr an den psychologischen<br />
Konflikten, die aus der Krankheit resultieren, als an den Tic-Symptomen<br />
kann zu einer tiefenpsychologischen Psychotherapie empfohlen werden (BANA-<br />
SCHEWSKI, ROTHENBERGER, 2003). Das primäre Ziel dieser Therapie ist es nicht<br />
die motorischen und vokalen Tics zu behandeln, sondern die Krankheitsbewältigung<br />
soll hier unterstützt werden, so dass die Patienten ihre Persönlichkeit positiv<br />
entwickeln können.<br />
Ein sehr seltenes therapeutisches Vorgehen bei einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist eine<br />
Gehirnoperation, in denen bestimmte Areale entfernt werden sollen (ROTHENBER-<br />
GER, 1991). Da bei einer solchen Operation <strong>mit</strong> erheblichen Risiken zu rechnen<br />
ist, so kann es z.B. zu einem Frontalhirnabszess, zu Athetose oder zu einer spastischen<br />
Hemiparese führen, soll an so einen Eingriff nur bei einem sehr schweren