Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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5 Eine qualitative Befragung 90<br />
men auf den Bauch gehauen, so dass einmal sogar die unterste Rippe gebrochen<br />
war.<br />
Auch von komorbiden Störungen ist Hermann am meisten betroffen. Insgesamt<br />
treten bei ihm vier Begleiterscheinungen auf, Sven lebt <strong>mit</strong> zwei Begleiterscheinungen<br />
und Anna <strong>mit</strong> einer.<br />
Bei allen drei Interviewpartnern haben sich die Tics im Laufe der Zeit entwickelt,<br />
abgewechselt und zurückgebildet, wobei bei allen in Stresssituationen die Tic-<br />
Symptomatik besonders ausgeprägt ist.<br />
Sven, Anna und auch Hermann haben alle das Medikament Tiapridex ausprobiert,<br />
doch nur bei Sven schlägt dieses positiv an. Hermann wurde davon richtig depressiv<br />
und bei Anna hat es überhaupt nichts genützt, so dass beide es selbständig<br />
wieder abgesetzt haben.<br />
Hermann hat schon sehr viele andere Therapieformen ausprobiert, wobei bei ihm<br />
am besten eine Ozoneigenbluttherapie und Krankengymnastik auf neuropysiologischer<br />
Grundlage nach Vojta geholfen hat. Auch ist er sehr von einer alternativen<br />
Therapiemethode überzeugt, der Ernährungsumstellung. Seit<strong>dem</strong> er seit einigen<br />
Jahren vegan lebt, haben sich seine Tics deutlich reduziert. Bei Anna hat eine<br />
kognitive Verhaltenstherapie Wirkung gezeigt. Da Sven sehr gut <strong>mit</strong> Tiapridex<br />
zurechtkommt, hat er bis jetzt noch keine weiteren Therapiemaßnahmen genutzt.<br />
Die Ergotherapie, die er bis vor kurzem noch bekommen hatte, war mehr auf sein<br />
ADS konzipiert.<br />
Alle drei Personen bemerken kurz vor einem Tic ein sensorisches Vorgefühl, wobei<br />
Hermann das Verschieben der Tics kaum gelingt, Anna die Tics manchmal<br />
kontrollieren kann und Sven seine Tics durch das Medikament Tiapridex gut auf<br />
einen späteren Zeitpunkt verschieben kann.<br />
Die Interviewpartner beobachten alle, dass sie von ihren Mitmenschen oft merkwürdig<br />
angeschaut werden. Dieses ist eine typische Reaktionsform, wie CLOER-<br />
KES (2001) herausstellt, gegenüber behinderten Menschen (vgl. 3.1.1). Die Betroffenen<br />
werden aufgrund ihrer Tics, die Aufmerksamkeit erzeugen und von der<br />
Norm abweichen, stigmatisiert (vgl. 3.1.2). Sie zeigen Verhaltensweisen, die sie