Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 25<br />
2.3.2 Verhaltenstherapie<br />
Eine andere Möglichkeit die motorischen und vokalen Tics zu reduzieren ist die<br />
Verhaltenstherapie. Es geht hierbei darum, die verschiedenen Tics eigenständig<br />
kontrollieren zu lernen und auch die komorbiden Störungen können so therapiert<br />
werden. Die Therapie verlangt von den Betroffenen, dass sie dafür wirklich bereit<br />
sind und sich stark engagieren, da sie sehr mühsam ist (ROTHENBERGER, 1991).<br />
Sinnvoll ist eine solche Behandlung vor allem dann, wenn wenige verschiedene<br />
Tics vorhanden sind (BANASCHEWSKI, ROTHENBERGER, 2003).<br />
Bei der Verhaltenstherapie sind zentralnervöse Kontrollmechanismen von großer<br />
Bedeutung. ROTHENBERGER (1991) erläutert, dass die Erfolge, die durch die Therapie<br />
erzielt werden, darauf bauen, dass die primär subkortikal ablaufenden Tic-<br />
Phänomene durch die ausgewählten Verfahren ins Bewusstsein gehoben werden<br />
und als Motorprogramm klar abgegrenzt werden. Das hat zur Folge, dass die Betroffenen<br />
ihre Tics durch willentliche Hemmungsmechanismen immer besser kontrollieren<br />
und so z.B. einen motorischen Tic unterdrücken können.<br />
Es lassen sich sechs verhaltenstherapeutische Behandlungstechniken unterscheiden,<br />
die im Folgenden erläutert werden:<br />
Die Selbstbeobachtung dient dazu, die Patienten auf die Häufigkeit und Intensität<br />
ihrer Tics aufmerksam zu machen (BANASCHEWSKI, ROTHENBERGER, 2003).<br />
Sie protokollieren hierbei für einen bestimmten Zeitraum am Tag die Häufigkeit<br />
ihrer einzelnen Tics <strong>mit</strong> Hilfe eines uhrähnlichen Zählwerkes an der Hand oder<br />
einem Notizbuch. Vor allem bei jüngeren Kindern wird die Selbstbeobachtung<br />
noch durch eine Fremdbeobachtung der Bezugsperson bereichert. Obwohl diese<br />
verhaltenstherapeutische Technik manchmal auch zu einer Symptomverstärkung<br />
führt, kann sie bei einigen Patienten auch zu einer Symptomreduktion führen.<br />
Das Kontingenzmanagement ist eine wichtige verhaltenstherapeutische Technik.<br />
Es gründet auf der operanten Konditionierung 5 und besagt, dass das Auftreten von<br />
5 Operante Konditionierung: „Ein Verhalten, auf welches ein appetitiv verstärkendes Ereignis<br />
folgt, wird vom Organismus zunehmend häufiger gezeigt“ (DÖRLÖCHTER et al., 1997, S. 39).