Leben mit dem Tourette-Syndrom - Tourette-Gesellschaft Deutschland
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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 32<br />
2.4.2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> als Körperbehinderung<br />
Bis hierhin wurde das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ausschließlich unter medizinischen Aspekten<br />
betrachtet, deshalb sollen nun einige behinderungsspezifische Aspekte<br />
berücksichtig werden, um so<strong>mit</strong> auch Veränderungen der Verhaltensmöglichkeiten<br />
und die erschwerte Selbstverwirklichung zu erfassen.<br />
Aufgrund des medizinischen Hintergrunds (vgl. 2.2) kann das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
der Definition der Körperbehinderung zugeordnet werden:<br />
„Körperbehinderung ist ein Sammelbegriff für die vielfältigen Erscheinungsformen<br />
und Schweregrade körperlicher Beeinträchtigungen, die sich aus Schädigungen des<br />
Stütz- und Bewegungsapparates und aus anderen inneren oder äußeren Schädigungen<br />
des Körpers und seiner Funktionen ergeben“ (STADLER, 1998, S. 11).<br />
THIELE (2000) ordnet das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> dieser Definition von Körperbehinderung<br />
zu. Es kann deshalb als Körperbehinderung bezeichnet werden, da eine<br />
innere Schädigung des Körpers und seiner Funktionen vorliegt und dadurch die<br />
zentrale Bewegungs- und Sprachorganisation beeinträchtigt ist. Dieses führt zu<br />
den motorischen und vokalen Ticstörungen.<br />
Um nun auf Veränderungen der Verhaltensmöglichkeiten und die erschwerte<br />
Selbstverwirklichung beim <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> einzugehen, soll eine weitere Definition<br />
angeführt werden.<br />
LEYENDECKER (2005b) berücksichtigt in seiner Definition der Körperbehinderung<br />
mehr die psychische Bedeutsamkeit einer körperlichen Schädigung. Sie lautet wie<br />
folgt:<br />
„Als körperbehindert wird eine Person bezeichnet, die infolge einer Schädigung des<br />
Stütz- und Bewegungssystems, einer anderen organischen Schädigung oder einer<br />
chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmöglichkeiten beeinträchtigt ist, dass<br />
die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert ist“ (LEYENDECKER,<br />
2005b, S. 21).