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Daraus entnehmen wir, dass jenes ferne Gebiet, wahrscheinlich dem<br />
heutigen Nagorno Karabach entsprechend, schon in der frühesten Phase der<br />
urartäischen Expansion erobert wurde, und dass mehr als ein Jahrhundert<br />
später Argišti II. dort ein strategisches Interesse fand und eine erneute Annexion<br />
realisierte. Höchstwahrscheinlich hatten die Urartäer die Kontrolle<br />
über diese Länder im Laufe des VIII. Jahrhunderts verloren. Trotz der<br />
Lückenhaftigkeit des Textes erfahren wir, dass die Urartäer unter Argišti II.<br />
den nördlichen Weg nahmen und von dem Territorium am Sevan-See (Etiuni/Etiuhi)<br />
aus aufbrachen. Da die Länder nördlich vom Araxes noch nicht<br />
im urartäischen Besitz waren, hatte Išpuini dagegen, von seiner Hauptstadt<br />
Ṭušpa aus marschierend, den direkteren Weg nach Osten genommen. Er<br />
muss dem natürlichen Verbindungsweg von Van nach dem Iran gefolgt<br />
sein; dieser entspricht der heutigen Strasse und der modernen Eisenbahnlinie.<br />
Zunächst verbindet die Strasse Van mit Özalp und verläuft bis zur iranischen<br />
Grenze. Dazu soll in Erinnerung gebracht werden, dass Išpuini und<br />
Minua auf halbem Wege in Yeşilalıç (oder Pağan), an der Quelle des<br />
Çaybağı, eine sakrale Nische hinterlassen haben. 19 Die Strasse folgte dann<br />
den Bergstrom und überquerte den Zagros und die heutige iranische Grenze<br />
am Qotur-Pass, und folgte weiter dem Strom des Qotur-çay (iranischer<br />
Name des Çaybağı) abwärts bis in die Ebene von Khoy. 20 Von dort erreichte<br />
man leicht den Araxes.<br />
Die Eindringung in das Territorium, wo die Stele von Thanahat gefunden<br />
wurde, erfolgte demnach von Süden, bei Überquerung des Araxes. W.<br />
Kleiss hatte Strukturen einer Brücke, angeschlossen an die urartäische Festung<br />
Verachram, am Araxes gefunden. 21 Das könnte auf den alten<br />
Flussübergang hinweisen. In der Tat gibt es im Territorium von<br />
Nachičevan, nördlich des Flusses, eine Felsinschrift von Išpuini und Minua,<br />
die Zeugnis dieses alten Itinerars abgibt. 22<br />
Letzte Anmerkung: die Gleichsetzung vom "Land der Stadt Amuša" mit<br />
dem modernen Nagorno Karabach ist natürlich nur eine Hypothese. Wie wir<br />
aus vielen Beispielen wissen, wurden die Siegesstelen auf den Strassen<br />
errichtet, die nach den eroberten Ländern führten, nicht dagegen in den<br />
19<br />
CTU A 3-2.<br />
20<br />
Dort liegt die urartäische Festung Bastam (Rusa=i URU.TUR "Kleine Stadt des Rusa"),<br />
von Rusa II. im VII. Jh. errichtet.<br />
21<br />
W. Kleiss, "Planaufnahmen urartäischer Burgen und Neufunde urartäischer Anlagen in<br />
Iranisch-Azerbaidjan im Jahre 1973", AMI 7, S. 79-106; s. bes. S. 84 und Abb. 4; W.<br />
Kleiss- S. Kroll, "Vermessene urartäische Plätze in Iran (West-Azerbaidjan) und Neufunde<br />
(Stand der Forschung 1978)", AMI 12, 183-243: s. bes. S. 221-222 ("... Reste eines Pfeilers<br />
nahe dem Brückenkopf auf iranischer Seite ...") mit Abb. 50. Der Pfeiler mass 10x10 m.<br />
Siehe TKU S. 28, Iran 2.<br />
22<br />
CTU A 3-8, Ilandagh.<br />
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