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der alttestamentlichen Wissenschaft – manchmal als "Weisheitsliteratur"<br />
bezeichnet werden, allesamt nur Übersetzungen akkadischer Literatur und<br />
als solche lediglich ein Produkt der Ausbildung der hethitischen Schreiber,<br />
nicht jedoch ein didaktisches Mittel zur Vermittlung ethischer Werte.<br />
2. Der Weise und der Tor<br />
Die allgemein menschliche Erfahrung, dass es manchmal mit einem<br />
"weisen" Zeitgenossen leichter auszukommen ist als mit dem Tor, ist dem<br />
hethitischen Schrifttum nicht fremd. Dementsprechend finden wir im Kontext<br />
der Geburt Aussagen über ein wünschenswertes "Menschenbild". In<br />
einer luwischen Schwangerschaftsbeschwörung, deren vorliegende Textform<br />
vom Beginn des 14. Jahrhunderts stammt, die aber auf eine ältere Vorlage<br />
zurückgeht, heißt es: "Die Monate aber sollen (ver)gehen, jenes (Kind)<br />
soll man den reinen Weisen anvertrauen" (KUB 35.102+103 iii 1-3: [p]a-wa<br />
i-ya-an-du d EN.ZU-in-zi x[ ] kum-ma-ya-an-za ḫa-ta-ya-an-na-an-za a-paan<br />
ḫi-iz-za-in-da). 9 Ebenfalls im Kontext von Geburt sind zwei Geburtsomina<br />
angesiedelt, die Weisheit und Torheit gegenüberstellen: 10<br />
"Wenn eine Frau gebiert und sein rechtes Ohr an seinen Wangen dicht<br />
li[egt]; im Hause des Menschen wird ein Dummkopf (marlant-) geboren<br />
werden.<br />
Wenn eine Frau gebiert und sein linkes Ohr an [seinen] Wang[en] dicht<br />
liegt; im Hause des Menschen wird ein Kluger (ḫattant-) geboren werden."<br />
Die "Technik" solcher Vorzeichendeutung 11 haben die Hethiter zwar<br />
ebenfalls ursprünglich aus Mesopotamien übernommen, allerdings als Mittel<br />
der eigenen Lebensbewältigung verwendet und um eigenständige Formen<br />
der Vorzeichendeutung erweitert. Dass Weisheit einem Menschen (von<br />
Geburt an) von den Göttern gegeben wird, formuliert auch Kantuzili in<br />
seinem Gebet an den Sonnengott etwa um das Jahr 1400 folgendermaßen:<br />
"Und je mehr ich heranwuchs, desto mehr erfuhr ich in allem meines Gottes<br />
Gnade und Weisheit" (KUB 30.10 Vs. 10f.). Genauso ist in der hurritischhethitischen<br />
Parabelsammlung davon die Rede, dass die Götter einem Menschen<br />
Weisheit zuweisen, 12 die dieser anscheinend jedoch nicht recht zu<br />
gebrauchen weiß. Aber auch die Formulierung -za ZI-ni piran (bzw. kattan)<br />
ḫattatar da- "sich Weisheit in den Sinn nehmen", d.h. vor einer Handlung<br />
richtige Überlegungen anzustellen, zeigt, dass "Weisheit" zu jenen Werten<br />
9<br />
Vgl. auch KUB 35.102+103 ii 11’f. Siehe Carruba 1968: 18.<br />
10<br />
KBo 13.34 iv 14’-24’; Riemschneider 1970: 28f.<br />
11<br />
Vgl. zur Vorzeichendeutung jetzt allgemein Haas 2008.<br />
12<br />
KBo 32.14 i 35f. // ii 35f.; vgl. Neu 1996: 78f., 140.<br />
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