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Übung und Alltagserfahrung gewonnen wird, als auch jene Erkenntnis umfasst,<br />

die von den Göttern gegeben wird und die sich in einem daraus resultierenden<br />

gesellschaftlich akzeptierten Verhalten zeigt. Am besten ist der<br />

Aspekt des "Alltagswissens" in einigen Sprichwörtern 4 fassbar, die als<br />

alltägliche Redewendungen Einblick in das geben, was teilweise als "common<br />

sense" gegolten hat. Für unser Verständnis hethitischer Alltagskultur<br />

sind solche kurzen Texte insofern aufschlussreich, als uns dadurch wenigstens<br />

teilweise Einblick in das Alltagsleben gewahrt wird, da die hethitischen<br />

Texte praktisch fast ausschließlich Denkweise und Interessen der Oberschicht<br />

widerspiegeln. Häufig aus dieser Erfahrung des Alltags sind Bilder,<br />

die mit der Tierwelt verbunden sind und gesellschaftliches Verhalten widerspiegeln.<br />

Einige treffende Beispiele lauten etwa folgendermaßen:<br />

"Wenn ein Vogel Zuflucht in seinem Nest sucht, beschützt das Nest<br />

sein Leben." (KUB 14.8 rev. 22, CTH 378: MUŠEN-iš-za-kán GIŠ tapta-ap-pa-an<br />

EGIR-pa e-ep-zi na-an GIŠ tap-ta-ap-pa-aš ḫu-u-[iš-nu-zi]).<br />

"Dein Clan soll zusammenhalten wie ein Rudel Raubtiere." (KUB 1.16<br />

ii 46, CTH 6: [šu-me-en-za-na] ú-e-et-na-aš ma-a-an pa-an-ku-ur-šee[t<br />

1 EN ] e-eš-du).<br />

"Dein Clan, meine Diener, soll zusammenhalten wie ein Rudel Wölfe"<br />

(KBo 3.27, 15f., CTH 5: [šu-]mi-in-za-na ÌR MEŠ -am-ma-an<br />

UR.BAR.RA-aš ma-a-an pa-an-g[ur-še-et] 1 EN e-eš-tu).<br />

Aber Tiersymbolik kann auch in negativer Weise aufgegriffen werden,<br />

wenn ein Fehlverhalten mit dem Sprichwort "Du bist ein Wolf geworden" 5<br />

charakterisiert wird. Moralisches (Fehl-)Verhalten klingt ebenfalls in einigen<br />

Sprichwörtern an, wenn es innerhalb eines Vertrags zwischen Mursili<br />

und den Arzawa-Ländern zu Beginn des 13. Jahrhunderts heißt:<br />

"Da die Menschheit verdorben ist, entstehen immer wieder böses Gerede."<br />

(KBo 5.13 iv 8f., CTH 68: nam-ma an-tu-uḫ-ša-tar-ra ku-it<br />

mar-ša-aḫ-ḫa-an nu-kán A-WA-TE MEŠ kat-ta-an píd-da-a-eš-kán-zi).<br />

An einer anderen Stelle betont Mursili, dass die Sünde des Vaters auf<br />

den Sohn gelangt (KUB 14.8 rev.13), wobei diese Verallgemeinerung genauso<br />

als sprichwörtlich gelten kann wie die Feststellung, dass "der Wille<br />

der Götter mächtig ist. Er beeilt sich nicht zuzugreifen, wenn er aber zupackt,<br />

dann lässt er nicht mehr los!" (KUB 13.4 ii 22-24, CTH 264:<br />

DINGIR MEŠ -aš-ma Z[I-an-za da-aš-su-]uš nu e-ep-pu-u-wa-an-zi UL nu-un-<br />

4<br />

Vgl. die Zusammenstellung bei Beckman 1986 sowie Ders. 1997: 215, wo sich die im<br />

Folgenden zitierten Beispiele ebenfalls finden. Siehe auch Haas 2006: 309f.<br />

5<br />

Hethitische Gesetze, § 37: zi-ik-wa UR.BAR.RA-aš ki-iš-ta-at.<br />

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