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und meiner Güte." Die phönikische Version der Bilingue gibt dies folgendermaßen<br />
wider: W’P B’BT P c LN KL MLK BṢDQY W BḤKMTY<br />
WBN c M LBY. "Und auch jeder König behandelte mich wie einen Vater<br />
wegen meiner Gerechtigkeit und wegen meiner Weisheit und wegen der<br />
Güte meines Herzens."<br />
Diese Belege für das Weiterleben der "politischen" Weisheit nach dem<br />
Untergang des Hethiterreiches fügen sich dabei gut in die ältere Zeit ein.<br />
"Weisheit" als kollektiv-politischer Wert ist für das Wohlergehen der Gesellschaft<br />
nützlich. Auffallend ist dabei jedoch, dass trotz der Verbindung<br />
von Weisheit und Herrschaft über eine Zeitspanne von rund acht Jahrhunderten<br />
Weisheit kein zentrales Element der hethitischen "Herrschaftsideologie"<br />
ist. Hier sind "Mannhaftigkeit" (LÚ-natar) oder Stärke (innarawatar)<br />
ungleich wichtiger als Weisheit. 16 Somit ergibt sich als weitere Beobachtung,<br />
dass Weisheit zwar als allgemein menschliche Eigenschaft wünschenswert<br />
war, allerdings haben die Hethiter kein besonders entwickeltes<br />
Konzept von Weisheit gehabt. Dem widerspricht auch nicht, dass gelegentlich<br />
hochstehende Personen in ihren Texten auf die Bedeutung von Weisheit<br />
hinweisen, 17 oder dass mangelnde Weisheit zu falschem und törichtem<br />
(marlant-) Verhalten führen kann.<br />
3. Die Weisheit der Götter<br />
Das Gebet Kantuzilis (KUB 30.10) ließ bereits anklingen, dass er Gottes<br />
Weisheit erfahren hat. Genauso spiegeln verschiedene Personennamen die<br />
Verbindung zwischen Göttern und Weisheit wider. Einige Namen, die<br />
grammatikalisch als Nominalsätze konstruiert sind, zeigen dies: Der Name<br />
der Königin Nikkal-Mati bedeutet "(Die Göttin) Nikkal ist weise/Weisheit";<br />
die umgekehrte Reihenfolge der Namensglieder findet sich in Matu-Šaušga<br />
"(Die Göttin) Šaušga ist Weisheit". Vergleichbare Namen finden wir auch<br />
in Nuzi, z.B. Enna-Mati "Die Götter sind Weisheit" oder Teššub-Mati "(Der<br />
Wettergott) Teššub ist weise/Weisheit". 18 Weisheit als Charakteristikum<br />
von (manchen) Göttern wird auch in mythologisch-erzählenden Texten<br />
mehrfach ausgedrückt. Häufig ist von "Ea, dem König der Weisheit" ( d É.A<br />
ḫattannaš LUGAL; vgl. auch d É.A EN ḪA-SI-SI und d É.A ma-di-ni-bi) die<br />
Rede, 19 seltener werden andere Götter mit Weisheit verbunden (vgl. etwa<br />
ŠA d Nara ḫa[tt]a[tar], KUB 33.105 i 10). Kumarbi wird als "weiser König"<br />
bezeichnet ( d Kumarbi ḫattanza LUGAL-uš, KUB 33.120 i 38f.) und Išhara<br />
16<br />
Beckman 1986: 29.<br />
17<br />
So erwähnt Mursili, dass die Menschen die Weisheit verloren haben und nicht mehr wissen,<br />
wie sie richtig handeln sollen (KUB 24.3 ii 17-19, CTH 376).<br />
18<br />
Vgl. Wilhelm 1998: 124; Neu 1996: 40, 127.<br />
19<br />
van Gessel 1998: 616f.<br />
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