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E. Neu übersetzt im jeweiligen "Überleitungsparagraphen" die beiden<br />

zentralen Termini madi bzw. ḫattatar mit "lehrhaftes Beispiel". Damit<br />

drückt die Übersetzung aus, dass "Weisheit" auch die Form von kurzen<br />

Geschichten haben kann, wobei zugleich aufschlussreich ist, dass jeweils<br />

mit diesem Paragraphen eine Zuhörergruppe in der 2. Person Plural direkt<br />

angesprochen ist. D.h. der Text vermittelt den Eindruck, dass er für das<br />

Vorlesen vor einer direkten Adressatengruppe konzipiert ist, und nicht nur<br />

distanziert in 3. Person erzählt. Insofern kann man dem Text eine didaktische<br />

Absicht zuschreiben, um anhand der Parabeln menschlich richtiges<br />

Verhalten zu vermitteln. Interessant ist dabei auch der Vergleich zwischen<br />

Parabel und Deutung, denn nur in der Deutung heißt es auf einen Menschen<br />

bezogen, dass die Götter ihm "Einsicht / Weisheit" gaben, so dass er sich<br />

nicht in den anderen Distrikt begibt. Die Deutung der Parabel dürfte darin<br />

liegen, dass verdeutlicht werden soll, dass man – falls man von den Göttern<br />

Weisheit erhält - sich mit dem zufrieden gibt, was einem rechtmäßig zukommt<br />

und nicht nach fremden Gut trachtet. 28 Weisheit als Gabe der Götter<br />

bewahrt somit vor gesellschaftlich missachtetem bzw. geächtetem Verhalten.<br />

Der fehlende Kontext erlaubt uns nicht, den "Sitz im Leben" der Parabelsammlungen<br />

KBo 32.12 und 32.14 näher zu bestimmen. Daher bleiben<br />

die Parabeln nur ein literarisches Zeugnis, das belegt, dass die hurritische<br />

"Weisheitsliteratur" gemeinsam mit der hethitischen Übersetzung in der<br />

hethitischen Hauptstadt tradiert wurde. Wie der angesprochene Zuhörerkreis<br />

in sozialer Hinsicht näher zu bestimmen ist, lässt sich leider nicht sagen.<br />

Die Datierung des Textes zu Beginn des 14. Jahrhunderts und die allgemeine<br />

Rezeption hurritischer Traditionen in Hattusa seit mittelhethitischer Zeit<br />

zeigen aber, dass auch diese Betonung von "Weisheit" nicht zum<br />

ursprünglichen genuin hethitischen Überlieferungsgut gehört hat, als Leitfaden<br />

für rechtes ethisches Verhalten sind die Parabeln jedoch auch für Hethiter<br />

nach ihrer Übernahme verständlich gewesen.<br />

5. Ergebnis<br />

Weisheits"literatur" ist praktisch nur in hurritischer Vermittlung im hethitischen<br />

Kleinasien bezeugt. 29 Dabei ist aber zu beachten, dass die hurritischen<br />

Traditionen ihrerseits in den nordsyrisch-obermesopotamischen<br />

Traditionsstrang einzubetten sind. Deutlich wurde dies besonders im Zu-<br />

28<br />

Vgl. Neu 1996: 141f.<br />

29<br />

Vgl. auch die Aussage bei Neu 1996: 127 bzgl. Weisheitsliteratur bei den Hethitern anhand<br />

dieser Parabeln: "Wir gewinnen durch die he[thitische] Übersetzung zumindest einen ungefähren<br />

Eindruck von der Art der Versprachlichung einer solchen Textsorte in<br />

he[thitischem] Wortlaut."<br />

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