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4.3.2 Selma und ihr neuer „Türban“<br />

Ein „good practice“-Beispiel aus der Bildungsberatung<br />

Nadia Nagie<br />

Im Zuge der schulischen Teilautonomisierung wenden sich Schulen in sozialen Brennpunkten<br />

zur Lösung von Konflikten vermehrt an außerschulische sozialpädagogische Akteure und<br />

Einrichtungen. Sie erhoffen sich Unterstützung und Hilfestellung bei der Bearbeitung kritischer<br />

Fälle. KUMULUS 66 ist eine Bildungsbratungsstelle, die darauf spezialisiert ist, Jugendliche<br />

mit Migrationshintergrund in der Übergangsphase von der Schule in die berufliche Erstausbildung<br />

zu unterstützen. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Senatsverwaltung<br />

für Bildung, Jugend und Sport 67 führen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig<br />

Beratungen an einigen Berliner Oberschulen durch. Sie kooperieren dabei mit den Lehrkräften<br />

des Faches Arbeitslehre und den Berufsberatern und Berufsberaterinnen der Agenturen<br />

für Arbeit.<br />

Die sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der seit 1993 in Berlin überbezirklich agierenden<br />

Einrichtung haben selbst Migrationshintergrund und verfügen über meist muttersprachliche<br />

Kenntnisse in Türkisch, Arabisch, Russisch, Polnisch, Englisch und Französisch. Ihre Fachkompetenzen<br />

liegen im Bereich der Beratung von spezifischen Migrantengruppen. Sie beantworten<br />

Fragen zur beruflichen Bildung, zur Sozialgesetzgebung im Förderrechtsbereich<br />

(SGB II, III und VIII) und zum Zuwanderungsgesetz. Schulen fragen deshalb nicht nur ihre<br />

Expertise zur beruflichen Bildung an, sondern sind auch an Fortbildungen zur Entwicklung<br />

innerhalb verschiedener Communities interessiert.<br />

Das Fallbeispiel: Selma und ihr neuer „Türban“<br />

Das folgende Beispiel zeigt, wie ein Mitarbeiter von KUMULUS eine Jugendliche und deren<br />

Eltern im Prozess ihrer Berufswahlentscheidung beriet und begleitete.<br />

Die Familie der 16-jährigen Selma stammt aus der Kleinstadt Trabzon an der Schwarzmeerküste<br />

im Norden der Türkei. Selma ist die Jüngste von drei Geschwistern und wurde in Berlin<br />

geboren. Ihre Eltern gehören zur ersten Generation türkischer Einwanderer. In den 1970er<br />

Jahren kam zunächst Selmas Mutter nach Berlin und nahm einen Jahresvertrag als Löterin<br />

in der Elektroindustrie an. Ein Jahr später kamen ihr Mann und ihre älteren Kinder nach.<br />

Auch er, der in der Türkei Handwerker war, fand als angelernter Arbeiter im Schichtdienst<br />

eines großen Industriebetriebes schnell eine Anstellung. Mitte der 80er Jahre wurden die<br />

Eltern durch Rationalisierung arbeitslos. Der Vater fand jedoch nach einer kurzen Pause<br />

wieder Arbeit.<br />

Selma besuchte eine Gesamtschule und schloss diese mit einem guten erweiterten Hauptschulabschluss<br />

ab. In dieser Zeit stellte sie über ihre Schule den Kontakt zu einem KUMU-<br />

LUS-Berater her, den sie im Laufe der letzten Schuljahre häufig nutzte. Bereits im zweiten<br />

Halbjahr der 10. Klasse hatte sie Bewerbungen auf Ausbildungsstellen als Medizinische<br />

Fachangestellte an verschiedene Arztpraxen geschickt, die alle negativ beschieden wurden.<br />

Sie folgte daher dem Vorschlag des Bildungsberaters, ihre schulische Qualifikation durch<br />

einen einjährigen, auf die spätere Ausbildung bezogenen Unterricht am Oberstufenzentrum<br />

(OSZ) Gesundheit vom Erweiterten Hauptschulabschluss zum Mittleren Schulabschluss zu<br />

verbessern.<br />

66 KUMULUS wird vom Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration, Herrn Günter<br />

Piening, und vom Europäischen Sozialfonds ESF der Europäischen Union gefördert.<br />

67 Heute: Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Das Projekt trägt den Titel „Gezielte<br />

Hilfen zur beruflichen Beratung, Berufsorientierung am Standort Schule zum Übergang aus der<br />

SEK I zur beruflichen Bildung insbesondere für Jungendliche mit Migrationshintergrund und Schulungen<br />

für Lehrkräfte“.<br />

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