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Sport- und Schwimmunterricht kann erfolgen, wenn ein Gewissenskonflikt vorliegt. Man<br />

möchte Kindern, Jugendlichen oder auch Eltern ersparen, von Staats wegen in eine für ihr<br />

Gewissen belastende Situation gedrängt zu werden. Die Befreiung muss bei der Schulbehörde<br />

beantragt werden. Diese Regelung gilt nicht für Minderjährige vor der Pubertät, für die<br />

die islamischen Bekleidungsvorschriften noch nicht gelten, das heißt im Wesentlichen für die<br />

Schüler/innen im Grundschulalter. Jungen können sich auf dieses Urteil nicht beziehen, da<br />

für sie die Bekleidungsvorschriften leichter zu erfüllen sind.<br />

Das „Clearingprojekt: Zusammenleben mit Muslimen“ des Interkulturellen Rates legte im August<br />

2007 die Ergebnisse einer Umfrage an die Kultusministerien der Länder zum Thema<br />

„Muslimische Mädchen und der Schwimmunterricht“ vor. Der Leiter des Clearingprojekts,<br />

Torsten Jäger, fasste zusammen: „Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die in öffentlichen<br />

Diskussionen häufig geäußerten Unterstellungen falsch sind, wonach die Nichtteilnahme<br />

von muslimischen Schülerinnen am Schwimmunterricht in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

zugenommen und zu einem Problem geworden ist, das den Erziehungsauftrag der Schule<br />

gefährdet. (...)<br />

Die Schulpraxis ist in der Frage der Teilnahme muslimischer Schülerinnen am Schwimmunterricht<br />

sehr viel weiter und erfolgreicher, als es die öffentliche Debatte vermuten lässt“. 44<br />

Um auch jenen Muslimen die Teilnahme am Schwimm- und Sportunterricht zu ermöglichen,<br />

die sich eng an die religiösen Vorgaben halten wollen, sollte dieser wenn möglich geschlechtergetrennt<br />

abgehalten werden. Zudem sollte während des Mädchensports kein männliches<br />

Lehrpersonal sowie Hausmeister oder Badeaufsicht die möglichst nicht einsehbaren Räumlichkeiten<br />

betreten. In einem solch geschützten Raum entfallen die islamischen Kleidungsvorschriften,<br />

und Mädchen können dann auch ohne Kopftuch und in funktionalen Sportkleidern<br />

agieren. In Umkleideräumen und Duschen muss die Geschlechtertrennung ebenfalls<br />

gesichert sein. Bei der Bekleidung sollte ein flexibler und pragmatischer Umgang vereinbart<br />

werden. Lange Trainingsanzüge, Badekappen und Skimützen sind einfache und preiswerte<br />

Lösungen. Kostspieliger sind über das Internet zu beziehende „islamische“ Badeanzüge. 45<br />

Es kann sein, dass Mädchen während der Menstruation nicht am Sportunterricht teilnehmen<br />

wollen, weil sie keine Tampons verwenden wollen, da diese das Hymen verletzen könnten.<br />

Insgesamt spielt die Angst vor Verlust der Jungfräulichkeit eine wichtige Rolle bei der Ablehnung<br />

körperlicher Aktivitäten. Diese Angst ist aber in keiner Weise islamisch zu begründen,<br />

da der (nicht sexuell bedingte) Verlust des Hymens keinerlei religiöse Bedeutung hat. Der<br />

Prophet Muhammad kann hier als Vorbild genannt werden, da bis auf A'ischa alle seine Ehefrauen<br />

bei ihrer Ehelichung Witwen und Geschiedene, mithin keine Jungfrauen mehr waren.<br />

Gleichwohl spielt die Jungfräulichkeit als Beweis für die „Unbeflecktheit“ nach wie vor eine<br />

große Rolle in traditionellen Kulturen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit. In Zeiten<br />

der möglichen operativen Wiederherstellung des Hymens – die im Nahen Osten weit verbreitet<br />

ist – ist dies indes eine anachronistische Haltung.<br />

(9) Sexualkundeunterricht<br />

Der Sexualkundeunterricht stößt nicht nur bei konservativen muslimischen Eltern auf Bedenken.<br />

So könne – das erklären einige - schon das Sprechen über Sexualität die islamisch verbotene<br />

vor- und außereheliche Sexualität fördern. Damit würde die Ehre der Frau und damit<br />

der Familie untergraben, möglicherweise sogar sexuelle Devianz gefördert (Homosexualität).<br />

Sollen Mädchen und Jungen im Schulunterricht deshalb besser gar nichts über Sexualität<br />

erfahren, um nicht ihre Neugierde und Begehrlichkeiten zu wecken Oder ist es nicht sinnvoller,<br />

sie rechtzeitig aufzuklären, um ihnen einen sicheren und selbstbewussten Umgang<br />

44 Pressemitteilung des Interkulturellen Rates vom 29.08.2007..<br />

45 z.B. unter http://mhaditec.de/shop<br />

49

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